Gryfino
Gryfino | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Westpommern | ||
Powiat: | Gryfino | ||
Gmina: | Gryfino | ||
Fläche: | 10,00 km² | ||
Geographische Lage: | 53° 15′ N, 14° 29′ O53.25222222222214.488055555556 | ||
Einwohner: | 21.477 (31. Dez. 2016)[1] | ||
Postleitzahl: | 74-100 / 74-101 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 91 | ||
Kfz-Kennzeichen: | ZGR | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | DK 31 Stettin ↔ Słubice | ||
DW 120 Gryfino ↔ Kobylanka | |||
Schienenweg: | PKP-Linie 273: Stettin ↔ Breslau | ||
Nächster int. Flughafen: | Stettin-Goleniów | ||
Gmina | |||
Gminatyp: | Stadt- und Landgemeinde | ||
Gminagliederung: | 42 Ortschaften | ||
28 Schulzenämter | |||
Fläche: | 254,00 km² | ||
Einwohner: | 32.192 (31. Dez. 2016)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 127 Einw./km² | ||
Gemeindenummer (GUS): | 3206043 | ||
Verwaltung (Stand: 2018) | |||
Bürgermeister: | Mieczysław Sawaryn | ||
Adresse: | ul. 1 Maja 16 74-100 Gryfino | ||
Webpräsenz: | www.gryfino.pl | ||
Gryfino (deutsch Greifenhagen, niederdeutsch Gripenhagen) ist die Kreisstadt des polnischen Powiats Gryfiński mit etwa 20.000 Einwohnern und Amtssitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde in der Woiwodschaft Westpommern.
Inhaltsverzeichnis
1 Geographische Lage
2 Geschichte
2.1 Mittelalter
2.2 Frühe Neuzeit
2.3 19. und 20. Jahrhundert
3 Sehenswürdigkeiten
4 Wirtschaft
5 Schulwesen
6 Persönlichkeiten
6.1 Söhne und Töchter der Stadt
7 Städtepartnerschaften
8 Gmina Gryfino
9 Literatur
10 Weblinks
11 Einzelnachweise
Geographische Lage |
Die Stadt liegt im äußersten Westen der Woiwodschaft Westpommern in Hinterpommern an der Odra Wschodnia (Reglitz), dem östlichen Mündungsarm der Oder. Sie gehört zum Einzugsgebiet von Stettin, dessen Zentrum in knapp 20 Kilometern in nördlicher Richtung zu erreichen ist. Gryfino liegt an der Bahnlinie Stettin–Küstrin. Zum drei Kilometer entfernten deutschen Nachbarort Mescherin gibt es einen Grenzübergang, der auch mit Kraftfahrzeugen passiert werden kann.
Geschichte |
Mittelalter |
Schon im 12. Jahrhundert lag nördlich des späteren Greifenhagen eine wendische Fischersiedlung mit der für diese Orte üblichen Bezeichnung Wiek. Der Herzog Barnim I. von Pommern, genannt der Städtegründer, überließ 1254 einem Unternehmer 200 Hufen Land zur Gründung der Stadt Greifenhagen, der er am 1. März 1254 das Magdeburgisch-Stettiner Stadtrecht verlieh. Gleichzeitig verbot er den Zuzug der Wieker Einwohner. Zum Schultheißen ernannte er seinen Lokator Rudolf von Bertekow. Um der Stadt eine wirtschaftliche Grundlage zu geben, hatte Barnim bereits ein Jahr zuvor dem Nachbarort Woltin das Marktrecht zugunsten Greifenhagens entzogen. Später mussten auch Fiddichow und Wollin ihre Marktrechte an die neue Stadt abtreten. Zusätzlich erhielt Greifenhagen 1280 das Recht der freien Schifffahrt auf allen pommerschen Gewässern. Um den Handel nach Westen ausdehnen zu können, wurden 1306 ein Brückenzug über beide Oderarme und ein hochwassersicherer Steindamm errichtet. Für beide Verkehrswege erhob die Stadt Zoll, der ihr erheblichen Reichtum einbrachte. Ein Teil der Einnahmen wurde 1312 für den Ankauf der Ortschaft Wiek verwendet, und ein Jahr später umgab sich die Stadt mit einer Befestigungsmauer. 1339 ernannte Pommernherzog Otto I. Greifenhagen zur herzoglichen Münzstätte, was auf die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt schließen lässt.
Frühe Neuzeit |
Erhebliche Rückschläge brachten 1530 ein Stadtbrand, dem fast alle Häuser zum Opfer fielen, eine Pestepidemie, an der die Hälfte der Einwohner starb, und die Zerstörung der Oderbrücken durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg mit sich. Als Ergebnis dieses Krieges wurde Greifenhagen ein Teil von Schwedisch-Pommern. Im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg ließ der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm 1677 die Stadt besetzen. Im Friedensvertrag von Saint-Germain wurde Greifenhagen – wie alle östlich der Oder gelegenen Schwedisch-Pommerns mit Ausnahme der Städte Damm und Gollnow – Preußen zugesprochen.[2] Im Jahr 1780 richtete eine Überschwemmung schwere Schäden an.
19. und 20. Jahrhundert |
Als Preußen 1815/1818 seine Verwaltung neu ordnete, wurde die Stadt Verwaltungssitz des Landkreises Greifenhagen im Regierungsbezirk Stettin der Provinz Pommern. Diese Verwaltungsgliederung blieb bis 1945 bestehen.
Mit der Stettiner und der Bahner Vorstadt entstanden neue Stadtteile, und 1857 gaben zwei Holzbrücken wieder den Weg zum westlichen Oderufer frei. Der 1877 erfolgte Eisenbahnanschluss sowie die Eröffnung des Großschifffahrtsweges Berlin–Stettin im Jahre 1904 ließen die Greifenhagener Wirtschaft expandieren. Vor allem die 1873 gegründete Dampfschiffreederei, die den Güterverkehr zwischen Schwedt und Stettin übernommen hatte, profitierte von der neuen Wasserstraße. Aber auch industrielle Betriebe, wie insbesondere der Lebensmittelherstellung und chemische Werke siedelten sich an. 1913 wurden die hölzernen Oderbrücken durch eine Stahlkonstruktion ersetzt.
Zur letzten deutschen Volkszählung von 1939 lebten 9.855 Menschen in der Stadt. Die meisten flohen Anfang 1945 vor der anrückenden sowjetischen Front. Im Kampf um die Eroberung Greifenhagens durch die Rote Armee, der vom 8. bis 21. März andauerte, wurde die Innenstadt völlig zerstört. Nachdem die deutsche Stadt Greifenhagen 1945 unter polnische Verwaltung gestellt worden war, wurde sie in Gryfino umbenannt. Die noch verbliebenen Deutschen wurden durch den polnischen Staat auf der Grundlage der sogenannten Bierut-Dekrete enteignet und vertrieben, soweit sie nicht vereinzelt die polnische Staatsangehörigkeit annahmen. Das Stadtgebiet wurde mit polnischen Bürgern neu besiedelt.
Gryfino wurde in die damalige Woiwodschaft Stettin eingegliedert und wurde Kreisstadt. 1975 verlor Gryfino seinen Rang als Kreishauptstadt und wurde zum Sitz einer Stadt- und Landgemeinde. 1999 erhielt sie den Status der Kreishauptstadt zurück.
Sehenswürdigkeiten |
- Die katholische Pfarrkirche Mariä Geburt (Kościół p.w. Narodzenia NMP) war vor dem Zweiten Weltkrieg die evangelische Stadtpfarrkirche St. Nikolaus. Der Bau wurde um 1250 aus Feldsteinen begonnen, um dann backsteingotisch vollendet zu werden. Viele (Außen-)details der Kirche wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts neugotisch überformt. Der barocke, zweifach durchbrochene Turmhelm wurde erst 1938 aufgesetzt und ersetzte den bisherigen Nadelhelm. Im Innern blieben neben dem neugotischen Orgelprospekt und dem Hauptaltar – dessen Altarblatt Maria, Königin von Polen nach 1945 aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten in die Kirche fand – zwei Renaissancekunstdenkmäler erhalten: Das Chorgestühl aus dem 16. Jahrhundert sowie die aufwendig renovierte Kanzel von 1605.
- Das Sankt-Georgs-Tor (poln. Brama Bańska, also Bahner Tor) ist ein Torturm mit Resten der Stadtmauer. Es wurde um 1300 erbaut, der Unterbau aus Feldsteinen, die oberen Geschosse im Stil der Backsteingotik.
Krummer Wald. Ein Wald aus gekrümmten Kiefern, Naturdenkmal.
Wirtschaft |
Der größte Arbeitgeber in der Stadt ist ein kohlebetriebenes Elektrizitätswerk, das Kraftwerk Dolna Odra. Seit 1990 investiert auch ausländisches Kapital beim Aufbau der Industrie in der Stadt, z. B. die deutschen Firmen Fliegel-Textil-Service, die eine große Wäscherei betreibt, und Jürging Naturdärme, die Därme zur Wurstherstellung produziert.
Schulwesen |
In der Stadt bestehen:
- fünf Kindergärten;
- vier Grundschulen, davon drei gewöhnliche und eine Spezialgrundschule;
- eine Mittelschule (7. bis 9. Klasse);
- zwei Gymnasien
Persönlichkeiten |
Söhne und Töchter der Stadt |
Andreas Müller (1630–1694), Orientalist, Propst von St. Nikolai in Berlin
Theodor Pauli (1648–1716), Rechtswissenschaftler, Professor an der Universität Königsberg
Christian Kelch (1657–1710), Theologe und Chronist
Friedrich von Gaedecke (1776–1840), Generalmajor
Hugo Brasch (1854–1937), Verwaltungsjurist und Richter
Hildegard Voigt (1856–1936), Schriftstellerin
Ernst Bruno Bourwieg (1865–1944), Politiker (DVP), Landrat des Landkreises Siegen
Max Dreblow (1869–1927), Fotograf
Fritz Radefeldt (1872–1942), Großkaufmann, Eigentümer des Kaufhauses Radefeldt
Franz Weber (1881–1962), Bibliothekar und Medailleur
Curt Hoffmann (1897–1961), Politiker (FDP), Mitglied des Deutschen Bundestages, Mitbegründer der Pommerschen Landsmannschaft
Johannes Sprenger (1905–1974), Todesopfer an der Berliner Mauer
Waltraut Hennig (1921–2015), Politikerin
Manfred Hinze (* 1933), Leichtathlet
Henryk Sawka (* 1958), Zeichner, Satiriker und Illustrator
Städtepartnerschaften |
Barlinek (Berlinchen), Polen
Bersenbrück (Deutschland, Niedersachsen)
Gartz (Oder) (Deutschland, Brandenburg)
Sambir (Ukraine)
Schwedt/Oder (Deutschland, Brandenburg)
Gmina Gryfino |
Die Gesamtfläche der Stadt- und Landgemeinde Gryfino umfasst 254 km². Die Grenzen der Gemeinde haben die Länge von 111 km, davon sind 24,5 km Wasserlinie, unter ihnen bilden 2200 m die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Polen.
Zur Gemeinde gehören neben dem gleichnamigen Hauptort, der Stadt Gryfino, 28 Ortschaften von dörflichem Charakter:
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Andere Ortschaften sind: Ciosna (Dorotheenhof), Dębce (Eichwerder), Gajki (Uhlenhorst), Łubnica (Bienenwerder), Nowe Brynki (Neu Brünken), Osuch (Bergmühle), Pastuszka (Viehhof), Raczki (Neuteich), Szczawno (Vogelsang), Śremsko, Wirówek (Wierower Mühle) und Zaborze (Schulzendorf)
Literatur |
Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 180–186 (Volltext).
Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 3, Anklam 1868, S. 223–288 (Volltext)
Unser Pommerland, Jg. 17, H. 3: Greifenhagen.- Leopold Andrzej Kemmling (Bearb.): Greifenhagen auf alten Fotos. Von der Urgeschichte bis 1945. Biblioteka Publiczna w Gryinie, Gryfino 2004, 83 S. ISBN 83-89260-42-5.
Weblinks |
Commons: Gryfino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Greiffenhagen in der Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte
Offizielle Website von Gryfino (polnisch, deutsch, englisch)
Einzelnachweise |
↑ ab Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2016. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 5,19 MiB), abgerufen am 29. September 2017.
↑ Friedrich Thiede: Pomerania. Geschichte und Beschreibung des Pommernlandes zur Förderung der pommerschen Vaterlandskunde, Bd. 2. Sanne, Stettin 1846, S. 315.
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