Deutsche Sprache
Deutsch | ||
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Gesprochen in | Deutschland Deutschland Osterreich Österreich Liechtenstein Liechtenstein Schweiz Schweiz (Deutschschweiz) Luxemburg Luxemburg Italien Italien (Südtirol) Belgien Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft und Kanton Malmedy) Frankreich Frankreich (Elsass und Lothringen) außerdem von Minderheiten in zahlreichen weiteren süd-, mittel- und osteuropäischen Staaten (vor allem um Oppeln und in Siebenbürgen), in Zentralasien sowie im südlichen Afrika (neben Namibia auch Südafrika) und von Auswanderern in Übersee (insbesondere auf dem amerikanischen Kontinent) | |
Sprecher | geschätzt etwa 90 bis 105 Millionen Muttersprachler weltweit,[1][2] etwa 80 Millionen Zweit- und Fremdsprachler weltweit,[2] davon mindestens 55 Millionen allein in der Europäischen Union (nach Eurobarometer) | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache von | Deutschland Deutschland Osterreich Österreich Schweiz Schweiz Liechtenstein Liechtenstein Luxemburg Luxemburg Belgien Belgien Europaische Union Europäische Union (Amts- und Arbeitssprache) Auf lokaler Ebene: Italien Italien:
Slowakei Slowakei:
Brasilien Brasilien:
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Sonstiger offizieller Status in | Frankreich Frankreich („Regionalsprache“ in der Region Grand Est)[7] Namibia Namibia („Nationalsprache“, bis 1990 auch Amtssprache)[8] Polen Polen („Hilfssprache“ in zahlreichen Gemeinden)[9] Paraguay Paraguay (offizielle Zweitsprache in den autonomen Mennonitenkolonien)[10] Danemark Dänemark (Verkehrs- und Verwaltungssprache der deutschen Minderheit in Nordschleswig)[11] | |
Anerkannte Minderheitensprache in | Brasilien Brasilien[12][13][14][15][16][17] Italien Italien[18] Rumänien Rumänien[19] Kasachstan Kasachstan[20] Russland Russland[21] | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 | de | |
ISO 639-2 | (B) ger | (T) deu |
ISO 639-3 | deu |
Die deutsche Sprache bzw. Deutsch ([.mw-parser-output .IPA a{text-decoration:none}dɔʏ̯t͡ʃ]; abgekürzt Dt. oder Dtsch.) ist eine westgermanische Sprache.
Ihr Sprachraum umfasst Deutschland, Österreich, die Deutschschweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien, Südtirol, das Elsass und Lothringen sowie Nordschleswig. Außerdem ist sie eine Minderheitensprache in einigen europäischen und außereuropäischen Ländern, z. B. in Rumänien und Südafrika, sowie Nationalsprache im afrikanischen Namibia.
Die Standardsprache, das Standarddeutsche, setzt sich aus Standardvarietäten der Dachsprache zusammen. Der deutsche Sprachraum bestand ursprünglich allein aus einer Vielzahl von hochdeutschen und niederdeutschen Mundarten, die innerhalb des kontinentalwestgermanischen Dialektkontinuums miteinander verbunden sind.
Die Germanistik erforscht, dokumentiert und vermittelt die deutsche Sprache und Literatur in ihren historischen und gegenwärtigen Formen.
Inhaltsverzeichnis
1 Definition
2 Glottonyme
2.1 Das Wort „deutsch“
2.2 Bezeichnungen des Deutschen in anderen Sprachen
2.2.1 Vom Wort „deutsch“ abgeleitete Glottonyme
2.2.2 Vom Wort „Sachsen“ abgeleitete Glottonyme
2.2.3 Vom Wort „*němьcь“ abgeleitete Glottonyme
2.2.4 Vom Wort „Alamannen“ abgeleitete Glottonyme
2.2.5 Vom Wort „Germanen“ abgeleitete Glottonyme
2.2.6 Sonderformen
3 Geschichte
3.1 Nieder- und Hochdeutsch
3.2 Sprachgeschichte und Lautwandel
3.3 Sprachstandardisierung
3.4 Einflüsse anderer Sprachen auf die deutsche Sprache
3.4.1 Einflüsse im 20. Jahrhundert
3.4.2 Initiativen gegen den Einfluss fremder Sprachen
4 Varietäten
4.1 Standardvarietäten
4.2 Dialekte
4.3 Mischsprachen
4.4 Kreolsprachen auf deutscher Grundlage
5 Verbreitung und rechtlicher Status
5.1 Geographische Eckdaten des Sprachraumes
5.2 Deutsch als Muttersprache
5.2.1 Sprecheranzahl
5.2.1.1 Geographische Verbreitung und Sprecherzahlen
5.2.1.2 Deutschsprachige Medien im Ausland
5.3 Verbreitung als Muttersprache und rechtlicher Status
5.3.1 Geschlossener deutscher Sprachraum
5.3.1.1 Deutschland
5.3.1.2 Österreich
5.3.1.3 Schweiz
5.3.1.4 Belgien
5.3.1.5 Liechtenstein
5.3.1.6 Luxemburg
5.3.2 Staaten in Europa und Nordasien
5.3.2.1 Baltische Staaten
5.3.2.2 Dänemark
5.3.2.3 Frankreich
5.3.2.4 Italien
5.3.2.5 Niederlande
5.3.2.6 Polen
5.3.2.7 Russland
5.3.2.8 Rumänien
5.3.2.9 Tschechien
5.3.2.10 Türkei
5.3.2.11 Ungarn
5.3.3 Übersee
5.3.3.1 Australien
5.3.3.2 Brasilien
5.3.3.2.1 Gemeinden mit Deutsch als zweiter Amtssprache
5.3.3.2.2 Gemeinden, in denen Deutschunterricht verpflichtend ist
5.3.3.3 Kanada
5.3.3.4 Namibia
5.3.3.5 Papua-Neuguinea
5.3.3.6 Paraguay
5.3.3.7 Vereinigte Staaten
5.4 Deutsch als Fremdsprache
5.5 Deutsch in internationalen Organisationen
5.5.1 Europäische Union
5.5.2 Vereinte Nationen
5.5.3 Internationale Institutionen
6 Sprachstruktur
6.1 Aussprache
6.2 Alphabet
6.3 Rechtschreibung
6.4 Grammatik
6.5 Erbwörter, Lehnwörter und Fremdwörter
7 Bewertungsfragen
7.1 Deutsch als Amtssprache
7.2 Vermeidung der deutschen Sprache
7.3 „Schutz“ der deutschen Sprache
8 Sprachbeispiel
9 Textsammlungen
10 Siehe auch
11 Literatur
12 Weblinks
13 Einzelnachweise
Definition |
Unter dem Begriff „deutsche Sprache“ wird heute primär die auf der Grundlage von mitteldeutschen und oberdeutschen Mundarten entstandene hochdeutsche Standardsprache (Standard-Hochdeutsch) verstanden. Die Mundarten des Dialektkontinuums werden dagegen nur teilweise von dieser Sprache überdacht.
Zum Deutschen werden darüber hinaus die historischen Vorgängersprachen Althochdeutsch (Sprachcodes nach ISO 639-2 & 639-3: goh) und Mittelhochdeutsch (Sprachcodes nach ISO 639-2 & 639-3: gmh) gezählt sowie neuere umgangssprachliche Varietäten oder Mischsprachen (z. B. Missingsch) innerhalb des Geltungsbereiches der deutschen Standardsprache.
Das Luxemburgische sowie manche Auswandererdialekte (z. B. Pennsylvania Dutch) oder Übergangsdialekte (z. B. Kollumerpompsters) gehen zurück auf Varietäten des Dialektkontinuums.
Das Jiddische, das auf das Mittelhochdeutsche zurückgeht, hat sich vor allem unter slawischen und hebräischen Einflüssen eigenständig und mit einer eigenen Schriftsprache weiterentwickelt und auch die lexikalisch auf dem Deutschen basierende Kreolsprache Unserdeutsch.
Glottonyme |
Das Wort „deutsch“ |
Das Wort oder Glottonym (Sprachname) deutsch hat sich aus dem germanischen *þeuðō ,Volk‘, ahd. thiota, thiot und dem daraus abgeleiteten Adjektiv ahd. thiutisk (um 1000), mhd. diutisch, diutsch, tiutsch, tiusch entwickelt. Es bedeutet so viel wie ,zum Volk gehörig‘ und entwickelte sich zu einer Bezeichnung für die Sprache der germanischen Stämme Mitteleuropas, die im Gegensatz zur Sprache der angrenzenden romanischen Bevölkerung und zum Latein stand.[25]
Eine parallele Bildung ist schon im gotischen Adverb þiudiskō belegt, mit dem der griechische Ausdruck ethnikṓs (ἐθνικῶς) ,heidnisch‘ übersetzt wurde. Später wurde auch das altenglische þēodisc in gleicher Weise für lat. gentīlis ,heidnisch‘ verwendet.[25] In seiner lateinischen Form „theodisce“ findet man das Wort erstmals in einem Synodenbericht des päpstlichen Nuntius Gregor von Ostia aus dem Jahre 786. Dieser Bericht über zwei Synoden, die in England stattfanden, wurde sowohl auf Lateinisch als auch in der Sprache des Volkes verlesen. Aus dem Kontext geht hervor, dass hier die altenglische Sprache im Gegensatz zu dem vom Klerus verwendeten Latein gemeint war.[25] Nur zwei Jahre jünger ist der erste Beleg aus dem kontinental-germanischen Sprachgebiet, als in einer Anklage gegen den baierischen Herzog Tassilo auf dem Reichstag zu Ingelheim eine germanische Übersetzung für dessen „Fahnenflucht“ genannt wurde: „quod theodisca lingua harisliz dicitur“.[26]
Seit Karl dem Großen wurde der Ausdruck „theodisca lingua“ zur amtlichen Bezeichnung für die altfränkische Volkssprache und zunehmend auch für die Gesamtheit der in seinem Reich gesprochenen germanischen Dialekte.[27] Die ältere Bezeichnung „fränkisch“ für die eigene Sprache traf etwa seit dem 9. Jahrhundert nicht mehr eindeutig zu, da einerseits die westfränkische Oberschicht im späteren Frankreich den romanischen Dialekt der einheimischen Bevölkerung übernommen hatte, andererseits das Ostfrankenreich auch nicht-fränkische Stämme wie die Alemannen, die Baiern, die Thüringer und die Sachsen umfasste. So heißt es auch bei dem karolinigischen Geschichtsschreiber Notker:
„[…] qui Theutonica sive Teutisca lingua loquimur […]“
„[…] die wir Teutonisch oder Deutsch reden […]“
Seit dieser Zeit begann zudem die althochdeutsche Form diutisc das mittellateinische theodiscus zu verdrängen. So erscheint neben theodiscus seit etwa 880 auch mittellateinisch diutiscus, tiutiscus.[25] Das Althochdeutsche, auf das sich der Wortgebrauch seit dem 9. Jahrhundert verengte, bestand aus verschiedenen Mundarten. Erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts entwickelte sich im mittelrheinischen Gebiet eine einheitlichere mittelhochdeutsche Dichter- und Literatursprache, die uns in der klassisch höfischen Ritterliteratur begegnet, in der sich auch Reflexe der französischsprachigen Ritterepik finden. Begründet und getragen wurde diese Dichtung und die mit ihr verbundene überregionale Dichtersprache vor allem vom aufstrebenden Adel, der sich damit zugleich vom Volk abhob, das natürlich weiterhin an seinen regionalen Dialekte festhielt.
Das Gebiet, in dem diese sprachlichen Varietäten, die ein zusammenhängendes Dialektkontinuum bildeten und in den damals gesprochenen Sprachstufen des Kontinentalgermanischen einheitlich als „deutsch“ bezeichnet wurden, gesprochen wurden, wurde anfangs im Plural als „diutschiu lant“ bezeichnet. Doch verwendet schon der Verfasser des Annoliedes (um 1085) aus dem Kloster Siegburg diutisc auch im Singular und stellt einen Zusammenhang von Sprache, Volk und Land her:
„Diutschin sprechin, Diutschin liute in Diutischemi lande.“
„Deutsch sprechen, deutsche Leute in deutschem Lande.“
Die Zusammenschreibung der Landesbezeichnung (zunächst im Sinne von „deutscher Sprachraum“) begegnet erstmals im spätmittelhochdeutschen Tiutschland und setzte sich seit dem 16. Jahrhundert allgemein durch.[25]
Bezeichnungen des Deutschen in anderen Sprachen |
Aufgrund der wechselhaften politischen Geschichte des deutschen Sprachraums sowie seiner Mittellage zwischen den Gebieten romanischer und slawischer Sprachen gibt es mehr unterschiedliche Formen für den Namen der deutschen Sprache als für die meisten anderen Sprachen der Welt. Allgemein kann man die Namen der deutschen Sprache aber aufgrund ihrer Herkunft in sechs Gruppen zusammenfassen:
Vom Wort „deutsch“ abgeleitete Glottonyme |
Diese Gruppe wird zunächst von den anderen germanischen Sprachen gebildet:
Afrikaans: Duits
Dänisch: tysk
Färöisch: týskt
Westfriesisch: Dútsk
Isländisch: þýska
Jiddisch: daytsh (דײַטש)
Luxemburgisch: däitsch
Niederdeutsch (in D): düütsch
Niederdeutsch (in NL): Duuts
Niederländisch: Duits
Norwegisch: tysk
Pitcairn-Englisch: doich
Schwedisch: tyska
Daneben erscheinen Ableitungen vom Wort „deutsch“ auch in einigen romanischen Sprachen:
Bündnerromanisch: tudestg
Französisch: t(h)iois (veraltet), tudesque (latinisiert)
Furlanisch: todesc
Italienisch: tedesco
Katalanisch: teutó (Sprache), tudesc (Volksbezeichnung)
Ladinisch: tudësch
Latein: (lingua) theodisca
Sardisch und Korsisch: tedescu
Spanisch: tudesco[28] (heute wenig gebräuchlich)
Darüber hinaus:
Chinesisch: déyǔ 德語 / 德语 oder déyìzhìyǔ 德意志語 / 德意志语 (dé[yìzhì] = Lautübertragung des Wortes „deutsch“; yǔ „Sprache“)
Vietnamesisch: tiếng Đức oder Đức ngữ (tiếng oder ngữ „Sprache“; Đức ist die [sino-]vietnamesische Aussprache desselben Sinographems 德 wie im chinesischen Namen)
Japanisch: doitsu-go ドイツ語 oder 独逸語 (doitsu = Lautübertragung des Wortes „deutsch“; go „Sprache“)
Koreanisch: dogileo 독일어 (abgekürzt: 독어) (Die gleichen Sinographeme wie im japanischen Namen, aber in sinokoreanischer statt sinojapanischer Aussprache: 獨→독 dok, 逸→일 il, 語→어 eo.)
Nordsamisch: duiskkagiella oder tuiskkagiella
Taiwanisch: dik-gok ue (德國 話 / 德国 话)
Vom Wort „Sachsen“ abgeleitete Glottonyme |
Mit „Sachsen“ ist das historische Volk der Sachsen gemeint, das den heutigen niedersächsischen Sprachraum besiedelte.
Estnisch: saksa
Finnisch: saksa
Inarisamisch: säksikiela
In der irischen und walisischen Sprache bezeichnen die Worte Sasanach bzw. Saesneg die Angelsachsen bzw. die heutigen Engländer.
Vom Wort „*němьcь“ abgeleitete Glottonyme |
In den slawischen Sprachen kann der Begriff für „deutsch“ auf die urslawische Wurzel *něm- für „stumm“ zurückverfolgt werden. Dies war ursprünglich eine allgemeine Bezeichnung für alle Fremden aus dem europäischen Westen, welche die slawischen Sprachen nicht verstanden und mit denen die Kommunikation dadurch schwierig bis unmöglich war (vgl. griechisch barbaros). Eine Ausnahme bildet das Mazedonische, in dem sich der Begriff germanski (германски) durchgesetzt hat.
In teilweise von slawischen Lehnwörtern geprägten Sprachen wie dem Ungarischen oder dem Kasachischen entstanden ähnlich lautende Begriffe, wie ungarisch német oder kasachisch nemis (неміс). In der Vergangenheit war zudem im Rumänischen der den slawischen Sprachen entlehnte Begriff nemțește üblich, wird heute jedoch zunehmend durch den Begriff germană ersetzt. Die gegenwärtig gebrauchten Übersetzungen der „deutsch[en Sprache]“ sind:
Bosnisch/Kroatisch/Montenegrinisch: njemački
Bulgarisch: немски (nemski)
Kasachisch: неміс (nemis)
Kaschubisch: miemiecczi
Kirgisisch: немис (nemis)
Niedersorbisch: nimšćina
Obersorbisch: němčina
Polnisch: niemiecki
Rumänisch: nemțește (neben germană)
Russisch: немецкий (nemezkij)
Serbisch: немачки / nemački
Slowakisch: nemčina
Slowenisch: nemščina
Tschechisch: němčina
Ukrainisch: німецька (nimez'ka)
Ungarisch: német
Weißrussisch: нямецкая (njamezkaja)
Der arabische Begriff für die deutschsprachige Bevölkerung in Österreich an-Nimsā (النمسا) wurde darüber hinaus ebenfalls den slawischen Sprachen entlehnt.
Beispiele für den Familiennamen „Deutscher“ sind u. a. der polnische Radrennfahrer Przemysław Niemiec, der slowakische Fußballspieler Adam Nemec, der österreichische Jurist Reinhard Nemetz oder, in der movierten Form einer weiblichen Namensträgerin, die tschechische Schriftstellerin Božena Němcová.
Vom Wort „Alamannen“ abgeleitete Glottonyme |
Die Alamannen waren eine Bevölkerungsgruppe des westgermanischen Kulturkreises, deren Gebiet sich an der Grenze zum „Welschland“ (Frankreich, Italien) befand. Die Bezeichnung Alemannisch für das Deutsche verbreitete sich in erster Linie über das Französische.
Arabisch: ألمانية (almāniyya)
Baskisch: Alemaniera
Bretonisch: alamaneg
Französisch: allemand
Galizisch: alemán
Katalanisch: alemany
Kornisch: Almaynek
Korsisch: alimanu
Kurdisch: Almanî
Lingála: lialémani
Persisch: آلمانى (ālmānī)
Portugiesisch: alemão
Spanisch: alemán
Tetum: alemaun
Türkisch: Almanca
Walisisch: Almaeneg
Vom Wort „Germanen“ abgeleitete Glottonyme |
Die Verwendung von „Germane“ oder „Germania“ ist eine eher jüngere Erscheinung, die im Gefolge der Renaissance zu suchen ist. Die Verbreitung in außereuropäische Sprachen geschah vor allem über das Englische.
Albanisch: Gjermanisht (unbestimmt), Gjermanishtja (bestimmt)
Armenisch: Գերմաներեն (Germaneren)
Bulgarisch: германски (Germanski)
Englisch: German (zu Dutch, der englischen Bezeichnung für das Niederländische, siehe den Artikel Niederländisch (Name)).
Esperanto: germana (lingvo)
Georgisch: გერმანული (ენა) (Germanuli (ena-Sprache))
Hebräisch: גרמנית (germanit)
Hindi: जर्मन (jarman)
Ido: Germana linguo
Indonesisch: Jerman
Irisch: Gearmáinis
Kiswahili: Kijerumani
Manx: Germaanish
Mazedonisch: германски (germanski)
Mongolisch: Герман (German)
Neu-Griechisch: Γερμανικά (Jermaniká, Neutrum Plural)
Rumänisch: germană (neben neamț)
Schottisch-Gälisch: Gearmailtis
Thai: (ภาษา) เยอรมัน, (phasa) yoeraman
Sonderformen |
Hebräisch: אשכנזית aschkenasit, nach Aschkenas als mittelalterliche Bezeichnung für deutschsprachige Länder.[29]
Bezeichnungen in den baltischen Sprachen
Jatwingisch: miksiskai
Litauisch: vokiečių, vokiškai
Lettisch: vācu oder seltener vāciešu
Altpreußisch: miksiskāi
Gebärdensprachen
- In der deutschen, britischen und einigen weiteren Gebärdensprachen ist die Gebärde für Deutsch ein an die Stirn gelegter und nach oben gestreckter Zeigefinger, der die preußische Pickelhaube nachahmt.
Geschichte |
Die Geschichte der (hoch-)deutschen Sprache wird häufig in vier Abschnitte (Sprachstufen) unterteilt:
- 750–1050: Althochdeutsch
- 1050–1350: Mittelhochdeutsch
- 1350–1650: Frühneuhochdeutsch
- ab 1650: Neuhochdeutsch
Nieder- und Hochdeutsch |
Die verschiedenen Varianten der deutschen Sprache werden in zwei Abteilungen zusammengefasst, in Hochdeutsch und in Niederdeutsch. Als hochdeutsche Sprache bezeichnet man zunächst alle kontinentalwestgermanischen Dialekte, die im frühen Mittelalter an der zweiten oder hochdeutschen Lautverschiebung beteiligt waren (Alemannisch, Bairisch, Ost-, Rhein-, Mittelfränkisch, Ostmitteldeutsch = ober- und mitteldeutsche Mundarten = hochdeutsche Mundarten). Die kontinentalwestgermanischen Dialekte, die diese zweite Lautverschiebung nicht oder nur zu einem sehr geringen Teil mitgemacht haben, bezeichnet man seit der frühen Neuzeit als niederdeutsche Sprachen (Niedersächsisch und Niederfränkisch).
Da während des ganzen Mittelalters im Unterschied zu den romanisch- oder slawischsprachigen Nachbarländern in dem Land der Deutschen (deutscher Sprachraum) stark territorial zersplitterte politische Strukturen existierten, entwickelten sich die zum Teil sehr unterschiedlichen deutschen Dialekte (deutsche Mundarten) lange parallel nebeneinander her.
Einen ersten Ansatz zu einem überregionalen Ausgleich der Mundarten hat man teilweise in der mittelhochdeutschen Dichtersprache der höfischen Dichtung um 1200 sehen wollen. In der Tat ist teilweise das Bemühen der Dichter zu erkennen, nur regional verständliches Vokabular und dialektale lautliche Besonderheiten zu vermeiden, um ein überregionales Verständnis ihrer Werke zu ermöglichen. Andererseits war die Breitenwirkung der an den Fürstenhöfen tätigen Dichter eher gering, da damals nur ein kleiner Teil der Bevölkerung lesen und schreiben konnte oder einen Zugang zu dieser elitären Kunst hatte. Der Beginn der neuhochdeutschen Schrift- und Standardsprache kann daher erst in überregionalen Ausgleichsprozessen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit gesehen werden.
Während die Standardsprache in den meisten europäischen Ländern aus dem Dialekt der jeweiligen Hauptstadt hervorgegangen ist, stellt die heutige hochdeutsche Sprache (Standardsprache) eine Art „Kompromiss“ zwischen den mittel- und oberdeutschen Dialekten südlich der sogenannten Benrather Linie dar.
In Norddeutschland hat das Standarddeutsche, vor allem im Gefolge der Reformation, als Amts- und Schulsprache das einheimische Niederdeutsche (Niedersächsische bzw. Plattdeutsche und Niederfränkische) sowie in Schleswig auch das Dänische und in Ostfriesland Friesische größtenteils verdrängt. Zur Blütezeit der Hanse fungierte das Mittelniederdeutsche als Verkehrssprache im gesamten Nord- und Ostseeraum. Aufgrund der politischen Eigenstaatlichkeit und der (teilweisen) Herauslösung aus dem Reichsverband konnte es in den Niederlanden dem Hochdeutschen nicht mehr gelingen, die einheimischen niederfränkischen Dialekte zu verdrängen. Aus diesen entwickelte sich die niederländische Sprache.
Die Bedeutung von Martin Luther (1483–1546) für die deutsche Sprachentwicklung sollte nicht überschätzt werden. Bereits um 1350 gab es Ansätze zu einer überregionalen Schriftsprache, die man in der Forschung Frühneuhochdeutsch nennt. Im donauländischen Bereich war eine relativ große Einheitlichkeit erreicht worden, urteilt Werner Besch, und Luther rückte die von ihm verwendeten, ostmitteldeutschen Formen an diese südlichen Dialekte heran. Er stand mitten im Strom der Entwicklung. Seine Bibelübersetzung war allerdings ein wichtiges Werk, das Vorbildcharakter hatte und durch seine weite Verbreitung jedermann – vor allem jedem Lehrer – zugänglich war.
Die Herausbildung der hochdeutschen Schriftsprache war im 17. Jahrhundert zum Großteil abgeschlossen. Durch die Beseitigung der sogenannten Letternhäufelung im 18. Jahrhundert wurde das seitdem in Grundzügen kaum veränderte deutsche Schriftbild abgerundet.
Sprachgeschichte und Lautwandel |
Die geschichtlichen Abschnitte des Deutschen sind eng verknüpft mit Erscheinungen des Lautwandels. Die sogenannte hochdeutsche Lautverschiebung, eine Erscheinung des Konsonantensystems, trennt das Deutsche (in Form des Althochdeutschen) von den restlichen kontinentalwestgermanischen Dialekten. Dieser Lautwandel wird von den niederdeutschen Dialekten nicht vollzogen; insofern ist die deutsche Standardsprache in ihrem Konsonantensystem vom Süden und der Mitte des Sprachgebiets bestimmt.[31]
Der Übergang von Mittelhochdeutsch zu Frühneuhochdeutsch ist im Bereich der Laute vor allem durch Monophthongierung und Diphthongierung gekennzeichnet. Beide sind Erscheinungen des Vokalsystems. Während die Diphthongierung vom Südosten des Sprachgebiets ausgeht und im niederdeutschen Norden wie im alemannischen Südwesten nicht vollzogen wird, ist für die Monophthongierung der mitteldeutsche Sprachraum als Ausgangspunkt bestimmend.
Insgesamt beharrt der niederdeutsche Norden sowohl im Bereich der Konsonanten als auch im Bereich der Vokale auf altem Sprachzustand. Der alemannische Südwesten vollzieht nur die lautlichen Veränderungen im Bereich der Vokale nicht; der bairische Südosten trägt zur deutschen Sprache die Diphthongierung bei, vollzieht aber die Monophthongierung nicht.
Sprachstandardisierung |
Die sächsische Kanzleisprache (auch Meißner Kanzleideutsch) entwickelte sich im Zeitalter des deutschen Humanismus. Sie bildete eine Voraussetzung für ein den Dialekten übergeordnetes, allgemeines Standarddeutsch, wie es Martin Luther in seiner Bibelübersetzung von 1522 verwirklichte. Als Gegenstück existierte die vom Kaiser seinen Beamten verordnete Maximilianische Kanzleisprache, die oberdeutsche Sprachgewohnheiten aufwies und sich in Form der Oberdeutschen Schreibsprache im heutigen Süddeutschland und in Österreich durchsetzte und dort bis ins 18. Jahrhundert verwendet wurde. Nach dem Siebenjährigen Krieg sah sich Maria Theresia jedoch gezwungen, die Sächsische Kanzleisprache auch im Süden des Reichs zur Standardsprache zu erklären.
Mit der Zunahme der Anzahl der Schreibkundigen und der Bedeutung der Schriftlichkeit trat der Lautwandel in seiner Bedeutung für die Sprachgeschichte zugunsten bewusster Normierung zurück. Als einer der wichtigsten Grammatiker des 18. Jahrhunderts gilt Johann Christoph Adelung, dessen 1774–1786 veröffentlichtes Wörterbuch großen Einfluss auf seine Zeitgenossen und die Lexikografie ausübte. Jacob und Wilhelm Grimm begannen 1852 mit der Herausgabe des umfassendsten Deutschen Wörterbuchs, das 1961 vollendet wurde, aber seither einer Überarbeitung unterzogen wird.
Die hochdeutsche Rechtschreibung wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend normiert. Ein Durchbruch zu einer hochdeutschen „Einheitsschreibung“ gelang mit dem Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache von Konrad Duden (1880), das in der Rechtschreibnormierung von 1901 in leicht veränderter Form – ohne amtlichen Status zu erreichen – zur Grundlage der amtlichen Rechtschreibung erklärt wurde. Konkurrenzlos war der Duden in jener Zeit indes nicht: Neben anderen nichtamtlichen Wörterbüchern wie etwa dem sogenannten „Buchdruckerduden“ – herausgegeben ebenfalls vom Bibliographischen Institut und Konrad Duden – und dem unter Mitwirkung Nikolaus Weckleins verfassten Wörterverzeichnis der deutschen Rechtschreibung (1903) von Georg Ammon[32] gab es amtliche Regelwörterbücher mit teilweise abweichenden Rechtschreibregeln wie zum Beispiel das Amtliche Wörterverzeichnis für die deutsche Rechtschreibung zum Gebrauch in preußischen Kanzleien (1903) oder die Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis – Ausgabe mit einheitlichen Schreibweisen in Österreich (1904). Die Abweichungen lagen unter anderen in der Zulassung oder Nichtzulassung mehrerer Schreibweisen (z. B.: Keeks – Cakes – Kakes, heute: Keks), in der Darstellung des s-Lautes vor z in deutscher Schrift und Fraktur, in der Abänderung oder Nichtabänderung von Eigennamen (z. B. Göthe statt Goethe, Bismark statt Bismarck). Mit dem „Buchdrucker-Duden“ von 1903 wurde zudem speziellen Abänderungswünschen des Deutschen Buchdrucker-Vereins, des Reichsverbandes Österreichischer Buchdruckereibesitzer und des Vereins Schweizerischer Buchdruckereibesitzer Rechnung getragen.
1996, 2004 und 2006 kam es zu Rechtschreibreformen (siehe auch: Geschichte der deutschen Rechtschreibung). Auch die hochdeutsche Aussprache erfuhr im späten 19. Jahrhundert Regelungsversuche, vor allem durch das Aussprachewörterbuch von Theodor Siebs. Diese Regelungen erreichten aber nicht das Niveau an Verbindlichkeit, das Duden mit der Rechtschreibung erreichte. Im Gegensatz zur hochdeutschen Schriftsprache ist die niederdeutsche Schriftsprache offiziell nicht normiert, wird aber zunehmend durch die 1956 in Hamburg aufgestellten „Regeln für die plattdeutsche Rechtschreibung“ und das Wörterbuch von Johannes Saß beeinflusst.
Einflüsse anderer Sprachen auf die deutsche Sprache |
Durch ihre zentrale Lage in Europa wurde die deutsche Sprache über die Jahrhunderte durch andere Sprachen beeinflusst. Im Mittelalter und der Zeit davor war es vor allem die lateinische Sprache, aus der sich die deutsche Sprache bediente. So sind viele alltägliche Wörter, vor allem aus Architektur, Religion und Kriegswesen (z. B. Fenster, Karren, Keller, Kloster, Kampf) aus dem Lateinischen entlehnt. Auch die griechische Sprache hat das Deutsche in Religion, Wissenschaft und Philosophie stark beeinflusst (z. B. Kirche, Pfingsten, Demokratie, Krypta, Philosophie, Physik). Teilweise verschwanden durch die Entlehnungen die zuvor gebräuchlichen Begriffe vollständig: Arzt, Mediziner und das umgangssprachlich verwendete Doktor verdrängten als Bezeichnung für den Heilkundigen beispielsweise schon frühzeitig die Begriffe Laachi oder Lachi und Bader.
Seit dem späten Mittelalter wurde die deutsche Sprache in den Bereichen Handel, Finanzwesen (etwa brutto, netto, Konto, Risiko, Bankrott) und Musik (etwa Piano, Cembalo, da capo, bravo!) stark durch die italienische Sprache beeinflusst. Später war es dann vor allem die französische Sprache, die großen Einfluss auf das Deutsche ausübte. Da nach dem Dreißigjährigen Krieg an vielen Höfen Französisch gesprochen wurde und selbst preußische Könige diese Sprache besser beherrschten als Deutsch, das nach Voltaire nur zur Kommunikation mit Soldaten und Pferden gebraucht wurde, kamen vor allem Wörter aus dem vornehmen Bereich in die deutsche Sprache (etwa Boulevard, Konfitüre, Trottoir).
Auch aus den slawischen Sprachen (beispielsweise Grenze, Gurke, Pistole), dem Jiddischen und dem Rotwelsch (beispielsweise meschugge, Kaff, Schickse, Schlamassel, Zoff) kamen einige Wörter ins Deutsche, jedoch war der Einfluss dieser Sprachen im Vergleich zu den vorgenannten wesentlich geringer.
In Handel (Magazin, Tarif, Tara), Botanik (Orange, Kaffee, Ingwer), Medizin (Elixier, Balsam), Mathematik (Algebra, Algorithmus, Ziffer), Chemie (alkalisch, Alkohol) und Astronomie (Almanach, Zenit, Rigel) lassen sich auch Einflüsse aus dem Arabischen ausmachen, die verstärkt im Mittelalter beispielsweise durch die Kreuzzüge nach Europa und somit auch nach Deutschland kamen. Aber auch in alltäglichen Begriffen wie Koffer, Benzin oder Limonade lassen sich arabische Einflüsse bzw. Ursprünge nachweisen.
Ab Mitte des 20. Jahrhunderts verstärkte sich der Spracheinfluss des Englischen auf das Deutsche (siehe Anglizismen). Diese Entwicklung wird von manchen skeptisch betrachtet, insbesondere dann, wenn es genügend deutsche Synonyme gibt. Kritiker merken auch an, es handle sich oftmals (beispielsweise bei Handy) um Scheinanglizismen.
Mitunter wird auch eine unzureichende Kenntnis der englischen Sprache für die Vermischung und den Ersatz bestehender deutscher Wörter durch Scheinanglizismen verantwortlich gemacht. So sprechen einer Studie der GfK zufolge nur 2,1 % der Arbeitnehmer verhandlungssicher Englisch. In der Gruppe der Unterdreißigjährigen bewerten jedoch über 54 % ihre Englischkenntnisse als gut bis exzellent.[33] Für bessere Sprachkenntnisse könne demzufolge effizienterer Englischunterricht beitragen, und statt der Ton-Synchronisation von Filmen und Serien solle eine Untertitelung der englischsprachigen Originale mit deutschem Text erfolgen. Dies würde zugleich zu einer besseren Abgrenzung zwischen den Sprachen und einer Wahrung deutscher Sprachqualität beitragen.[34]
Im Zuge des weltweiten Handels und des Imports von exotischen Früchten und Tieren sind auch Wörter aus ganz exotischen Sprachen mittlerweile gewöhnlicher Bestandteil des Alltages. So zählen beispielsweise zu den Tupi-Wörtern, die bis ins Deutsche gelangt sind, Piranha („Zahn-Fisch“), Tapir, Kaschu (auch Cashew „Nierenbaum“), Maracuja („Pflanze, die Früchte gibt“), Maniok („Haus der Göttin Mani“) und Carioca („Bewohner des Hauses von Cari“ = Einwohner von Rio de Janeiro nach dem Dorf Carioca, an dessen Stelle Rio erbaut wurde), ebenso Ananas („gutriechende Frucht“) und Jaguar („Dschungelhund“).
Einflüsse im 20. Jahrhundert |
Auch im 20. Jahrhundert gab es starke Einflüsse auf die deutsche Sprache. Zum einen wurde durch die weite Verbreitung audiovisueller Massenmedien eine natürliche Tendenz zur Standardisierung gefördert, zum anderen wurde in ländlichen Gebieten bewusst eine Umerziehung von der Dialektsprache zum Hochdeutsch vorangetrieben. Hinzu kommt der Einfluss des Zweiten Weltkrieges, der dazu geführt hat, dass deutsche Sprachinseln in Osteuropa weitgehend zerstört wurden, dass viele Sprecher der jüdischen Dialekte des Deutschen und der dem Deutschen nahen jiddischen Sprache ermordet (Holocaust) wurden oder als sprachliche Minderheit außerhalb der deutschen Sprachzone leben und aufgrund der Dominanz der umgebenden Sprachen die Verwendung des Deutschen bzw. des Jiddischen immer mehr verlieren. Auch hat die Teilung Deutschlands zu einer unterschiedlichen Entwicklung des Vokabulars und der Ausdrucksformen geführt. Dem entgegen steht eine erneut vereinheitlichende Tendenz durch die gemeinsamen Medien und die personelle Mobilität in der Zeit nach der Wiedervereinigung. Besonders seit dem Zweiten Weltkrieg sehr bedeutend geworden ist der englische, genauer: angloamerikanische Einfluss auf die deutsche Sprache, insbesondere in Westdeutschland; dieser zeigt sich in der Form von Anglizismen, hauptsächlich im Wortschatz, in Redewendungen und in der Valenz einiger Verben. Ein abwertender Begriff zur Umschreibung dieses Sprachgebrauchs ist „Denglisch“ (Deutsch-Englisch).
Initiativen gegen den Einfluss fremder Sprachen |
Die Bestrebungen, die deutsche Sprache nach Möglichkeit frei von Einflüssen aus fremden Sprachen zu halten, sind nicht neu. Während heute vielfach die in die deutsche Sprache einfließenden Anglizismen – wie beispielsweise abchecken, Net, Charts, in 2004 – in der Kritik stehen, galten die Abwehrversuche in der Vergangenheit vor allem den Einflüssen aus dem Altgriechischen, dem Latein und dem Französischen.
Verfechterin eines Schutzes der deutschen Sprache vor der Verfremdung („Verwelschung“, „Sprachverketzerung“) war im 17. Jahrhundert besonders die Fruchtbringende Gesellschaft. In dieser Zeit schuf man neue Ausdrücke, die zum Teil noch heute fester Bestandteil des deutschen Wortschatzes sind, wie beispielsweise „Mehrzahl“ (statt Numerus pluralis oder Pluralis), „Mundart“ (statt Dialekt), „Verfasser“ (statt Autor), „Wörterbuch“ (statt Vocabularius, Dictionarium, Diktionär oder dictionnaire), „Jahrhundert“ (statt Säkulum), „Anschrift“ (statt Adresse), „Lehrsatz“, „Staatsmann“ und „Briefwechsel“. Viele Wörter entstanden dabei als direkte Übersetzungen der lateinischen Wortstrukturen in sinngleichen Präpositionen und Wortstämmen althochdeutscher Herkunft (etwa „Rückblick“ statt Retrospektive). Im Allgemeinen wurden die Latinismen aus dem Wortschatz aber nicht verdrängt, sondern sind als Synonyme erhalten. Im Gegensatz zu den Latinismen im Wortschatz der französischen oder englischen Sprache ist die Sinnherkunft vieler in dieser Zeit neugeprägten Wörter auch für Nicht-Lateiner erkennbar und semantisch zugänglich.
In anderen Fällen schoss man damals in der Absicht, fremdsprachliche Wörter durch neue deutsche zu ersetzen, aber über das Ziel hinaus. Zumindest konnten sich die folgenden Neubildungen nicht durchsetzen. So sollte Spiegel durch „Schauglas“ (das letztlich einen anderen Sinn erhielt), Pistole durch „Meuchelpuffer“, Nase durch „Gesichtserker“ oder Mumie durch „Dörrleiche“ ersetzt werden, während die römische Göttin der Morgenröte (Aurora) in Rötinne und die Göttin der Liebe (Venus) in Lustinne umbenannt werden sollte. Allerdings ist umstritten, ob diese Götternamen wirklich ersetzt werden sollten. Sie könnten auch als bloße Erklärungen fungiert haben.[35]
Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgte vor allem der Allgemeine Deutsche Sprachverein, Vorgänger der Gesellschaft für deutsche Sprache, für neue Wortschöpfungen. Manche von ihnen konnten sich – insbesondere im Bereich des Straßen- und Schienenverkehrs – durchsetzen oder wurden zumindest als Synonym angenommen: „Landstraße“ für Chaussee, „Schaffner“ für Conducteur, „Fahrschein“ für Billet, „Bahnsteig“ für Perron, „Abteil“ für Coupé, „Fernsprecher“ für Telephon, „Umwelt“ für Milieu, „Leitbild“ für Ideal, „Kraftwagen“ für Automobil, „Erdgeschoss“ für Parterre sind Beispiele. Von den beiden vorgeschlagenen Alternativen für Elektrizität oder Electricität konnte sich „Strom“ behaupten, während „Glitz“ nicht den Gefallen der Bevölkerung fand. „Elektrizität“ blieb aber erhalten und wurde sprachlich mit dem neuen Synonym „Strom“ sogar in Begriffen wie „elektrischer Strom“ oder „E-Strom“ verbunden. Weitere dieser Wortneuschöpfungen des ausklingenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts sind neben vielen anderen: „Strahlfang“ für Empfangsantenne, „Nahrohr“ für Mikroskop, „Glitzbetrieb“ für Elektromotor, „Kraftwagenschuppen“ für Garage, „Schneckel“ für Spirale, „Zielung“ für Tendenz.
Varietäten |
Der deutsche Sprachraum ist ein Teil des kontinental-westgermanischen Dialektkontinuums, in dem gewöhnlich benachbarte lokale Mundarten gegenseitig verständlich sind und die Unterschiede umso größer werden, je weiter voneinander entfernt zwei Mundarten gesprochen werden. Gemein ist dem gesamten deutschen Sprachraum nur die Standardsprache, die die Mundarten und regionalen Umgangssprachen überdacht und die ihrerseits mehrere Standardvarietäten umfasst. Die Unterschiede zwischen den Standardvarietäten sind jedoch relativ gering, während manche Mundarten im deutschen Sprachraum von anderen Mundartsprechern oder standarddeutschen Sprechern kaum verstanden werden.
Die Einteilung der deutschen Mundarten beruht auf Untersuchungen des 19. Jahrhunderts. In gleicher Zeit begann vielerorts eine Herausbildung von Umgangssprachen als einer Art Mischform zwischen Standardsprache und Dialekt. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts, insbesondere nach den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges verdrängen die Umgangssprachen die alten Dialekte. Entscheidenden Einfluss darauf hatten die Flüchtlingsströme und vor allem die stark anwachsende Verbreitung von Hörfunk und Fernsehen; in den Schulen wurde in der hochdeutschen Standardsprache unterrichtet.
Standardvarietäten |
Innerhalb der plurizentrischen deutschen Standardsprache werden als Standardvarietäten zum einen das bundesdeutsche, das österreichische und das Schweizer Standarddeutsch, zum anderen – mit einem geringeren Grad an normativer Selbständigkeit – das Standarddeutsch Belgiens, Südtirols, Liechtensteins und Luxemburgs unterschieden.
In Deutschland, Österreich, Südtirol und dem deutschsprachigen Teil Belgiens erfüllen die jeweiligen Varietäten des Standarddeutschen jeweils alle typischen Funktionen einer Standardsprache. In der Schweiz beschränkt sich die Verwendung der Schweizer Varietät des Standarddeutschen überwiegend auf den Bereich der Schriftsprache, Umgangssprache sind fast ausschließlich die schweizerdeutschen Dialekte. In Luxemburg existiert neben der luxemburgischen Form des Standarddeutschen eine eigenständige luxemburgische Standardvarietät, die einige der Funktionen einer Standardsprache erfüllt.
Der standardisierte Wortschatz, der in allen sieben nationalen Voll- und Halbzentren des deutschsprachigen Raumes identisch ist, wird als Gemeindeutsch bezeichnet. Dieser unvollständige Wortschatz des Gemeindeutschen kann jedoch keine eigene Sprachvarietät (noch weniger eine übergeordnete Hochsprache) generieren; er bildet aber den Grundstock jeder der sieben Varietäten des Standarddeutschen.
Dialekte |
Eine Grobeinteilung der deutschen Dialekte erfolgt üblicherweise entlang der Benrather Linie in die niederdeutschen Dialekte im Norden, die die zweite deutsche Lautverschiebung nicht mitgemacht haben, und die hochdeutschen Dialekte im Süden, die von der zweiten deutschen Lautverschiebung betroffen sind.
Die hochdeutschen Dialekte lassen sich nochmals in mittel- und oberdeutsche Dialekte einteilen. Als (Sprach-)Grenze zwischen mittel- und oberdeutschen Dialekten wurde früher häufig die Karlsruher Linie (euch/enk-Linie an der Fränkisch-Bairischen und die mähe/mähet-Linie an der Südfränkisch-Schwäbischen Dialektgrenze) angeführt. Heute wird allgemein die Speyerer (Appel/Apfel-Linie), für den Westen aber auch die dort fast gleich verlaufende Germersheimer Linie (Pund/Pfund-Linie) als Sprachgrenze zwischen Ober- und Mitteldeutsch angesehen.
In den meisten mittel- und oberdeutschen Varietäten ist die zweite hochdeutsche Lautverschiebung nur teilweise durchgeführt, so auch in den ostmitteldeutschen Varietäten, die zu einem großen Teil zur Herausbildung der Standardsprache beigetragen haben. Das Mittel- und Oberdeutsche variiert dabei vom Hoch- und Höchstalemannischen sowie dem bairischen Tirolerischen, die als einzige Varietäten die zweite deutsche Lautverschiebung vollständig durchgeführt haben, bis hin zu Ostbergisch und Mölmsch, wo allein das Wort ik zu ich (siehe auch Uerdinger Linie = äußerste Nordgrenze des Mitteldeutschen) verschoben ist. Im Allgemeinen wird jedoch die Benrather Linie (maken/machen) als Nordgrenze der hochdeutschen Varietäten angesehen
Als Niederdeutsch werden diejenigen Varietäten bezeichnet, in denen die zweite bzw. hochdeutsche Lautverschiebung nicht oder nur zu einem geringen Teil vollzogen worden ist. Das Niederdeutsche im eigentlichen Sinne (Niedersächsisch und Ostniederdeutsch) stammt vom Altsächsischen ab und wird in Norddeutschland und im Nordosten der Niederlande (dort unter der Bezeichnung „nedersaksisch“) gesprochen. Von den Sprechern wird es strikt als eigenständige Sprache verstanden. Das Niederdeutsche hat im Rahmen der Sprachencharta des Europarats in Deutschland und den Niederlanden einen offiziellen Status als Regionalsprache erhalten. Zuvor hatten die deutschen Länder Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen Niederdeutsch für einen Schutz gemäß Teil III der Sprachencharta angemeldet.
Die niederrheinischen Varietäten des Niederfränkischen am deutschen Niederrhein haben ebenso wie die niederdeutschen Mundarten im eigentlichen Sinne die zweite bzw. hochdeutsche Lautverschiebung nicht oder nur zu einem geringen Teil vollzogen. Sie sind jedoch sprachtypologisch enger mit den angrenzenden niederländischen Mundarten als mit den benachbarten deutschen verwandt. Ihre Zuordnung zum Niederdeutschen ist daher umstritten.[36] Sie gehen ebenso wie das Niederländische auf das Altniederfränkische (Altniederländische) zurück.
Die Mundarten des Gebietes zwischen der Uerdinger Linie (ik-/ich-Linie) und der Benrather Linie (maken-/machen-Linie) (Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld, Neuss) weisen sowohl niederfränkische als auch mittelfränkische Züge auf und sind ein mundartliches Übergangsgebiet zwischen den mitteldeutschen-mittelfränkischen und den niederfränkischen Mundarten.
Die niederdeutschen und mittelfränkischen Mundarten werden umgangssprachlich zumeist als Platt oder Plattdeutsch bezeichnet.
Hochdeutsche Dialekte
Mitteldeutsch
Westmitteldeutsch (siehe auch Fränkische Sprachen)
Mittelfränkisch (Ripuarisch, Moselfränkisch, Luxemburgisch, West-Lothringisch)
Rheinfränkisch (Pfälzisch, Hessisch, Nassauisch, Saarländisch, Ost-Lothringisch)
Ostmitteldeutsch
Lausitzisch-neumärkisch (Mischform mit Ostniederdeutsch)- Hochpreußisch
- Schlesisch
Thüringisch-Obersächsisch, (Kolonialdialekte)
Fränkisch im Übergangsbereich zwischen dem Oberdeutschen und Mitteldeutschen (nach der „Karlsruher Linie“ dem Mitteldeutschen und nach Betrachtung der „Speyerer Linie“ dem Oberdeutschen zugeordnet)
Ostfränkisch, umgangssprachlich „Fränkisch“
- Ansbachisch
- Erzgebirgisch
- Hohenlohisch
- Mainfränkisch
- Oberfränkisch
- Vogtländisch
- Vorvogtländisch
- Süd-Rheinfränkisch
Oberdeutsch
Alemannisch
Hochalemannisch (darunter die Mehrzahl der schweizerdeutschen Dialekte sowie der südlichste Teil des Elsässischen)
Höchstalemannisch (schweizerdeutsche Dialekte)
Niederalemannisch (darunter der größte Teil des Elsässischen sowie schweizerdeutsche Dialekte)- Schwäbisch
Bairisch
- Mittelbairisch
- Nordbairisch
- Südbairisch
Niederdeutsch
Niedersächsisch (auch Westniederdeutsch)
Nordniedersächsisch (auch Nordniederdeutsch)- Ostfälisch
- Westfälisch
Ostniederdeutsch
- Märkisch
- Mecklenburgisch-Vorpommersch
- Niederpreußisch
- Ostpommersch
Niederfränkisch
- Niederrheinisch
Mischsprachen |
Die Klassifizierung der Mischsprache Missingsch aus Hochdeutsch und Niederdeutsch ist unklar. Ähnlich ist es beim Petuh mit hochdeutschen, niederdeutschen, dänischen und südjütischen Sprachelementen. Das Südjütische mit starken Einflüssen der niederdeutschen Sprache und mit teilweise älteren nordischen Formen wird allgemein als Dialekt der dänischen Sprache eingestuft. Auch die im Norden Schleswig-Holsteins verbreitete dänische Varietät Sydslesvigdansk (Südschleswigdänisch) hat deutsche Einflüsse, ihre Klassifizierung als Dialekt, Variante des Reichsdänischen oder als Mischsprache ist noch nicht abgeschlossen.
Neben dem Missingsch und dem Petuh existieren auch weitere Mischsprachen der Niederdeutschen Sprache; hierbei handelt es sich vor allem um Mischungen mit dem Niederländischen und dem Friesischen, wie beispielsweise das Kollumerpompsters. Diese Mischsprachen werden gemeinhin als Dialekte des Niederdeutschen, des Niederländischen oder des Friesischen klassifiziert.
Die diversen „Mischsprachen“ in Nordamerika wie beispielsweise das Texasdeutsch sind Akzente oder Dialekte entweder der hochdeutschen oder der niederdeutschen Sprache.
Jedoch gibt es nicht nur Mischsprachen aus deutschen Varietäten und anderen germanischen Sprachen. Aus Deutsch und Niedersorbisch entstand das sogenannte Ponaschemu. Das Wasserpolnisch mit Elementen der deutschen Sprache bzw. der oberschlesischen Mundart wird teilweise als Dialekt des Polnischen, teilweise als eigene Sprache klassifiziert.
Das Jiddische, das nach überwiegender Auffassung ursprünglich auf das Mittelhochdeutsche zurückgeht, sich jedoch vor allem unter slawischen und hebräischen Einflüssen eigenständig weiterentwickelt und eine eigene Schriftsprache ausgebildet hat, wird in der Sprachwissenschaft im Allgemeinen als eigenständige Sprache betrachtet.
Unklar ist der Status des in Schlesien noch von etwa 100 älteren Menschen gesprochenen Wymysörisch (Wilmesau-Deutsch).
Kreolsprachen auf deutscher Grundlage |
Im Zuge der Kolonialisierung entstand im heutigen East New Britain (in Papua-Neuguinea) das sogenannte Unserdeutsch, eine deutschbasierte Kreolsprache, in Namibia entstand daneben noch das Küchendeutsch, eine Pidginsprache. Unserdeutsch ist jedoch mittlerweile fast ausgestorben, da die meisten Sprecher auswanderten. Außerdem haben sich in Papua-Neuguinea bis zu 150 Wörter deutschen Ursprungs in der Sprache Tok Pisin erhalten. Das Küchendeutsch hingegen hat heute noch etwa 15.000 – zumeist ältere – Sprecher.
In den Konzentrationslagern der NS-Zeit sind auch Kreolsprachen entstanden. Sie bestanden aus Schlüsselwörtern und sehr oft aus ergänzenden nonverbalen Zeichen.[37][38] Um 1985 schlug Wolf Oschlies vor, dafür den im KZ bereits z. T. benutzten Begriff „Lagerszpracha“ generell zu verwenden.[39]
Ebenso wie andere Pidgin- und Kreolsprachen sind Unserdeutsch und Küchendeutsch aus sprachwissenschaftlicher Sicht als eigenständige sprachliche Systeme zu betrachten.
Verbreitung und rechtlicher Status |
Geographische Eckdaten des Sprachraumes |
Den westlichsten Punkt des geschlossenen deutschen Sprachraumes in Mitteleuropa, in dem Deutsch bzw. ein deutscher Dialekt die gegenwärtige Umgangssprache ist, stellt die Gemeinde Rambruch in Luxemburg dar. Genau 850 km östlich befindet sich mit der österreichischen Gemeinde Deutsch Jahrndorf im Burgenland dessen östlichster Punkt. Im Norden markiert die deutsche Gemeinde List auf Sylt das Ende des Sprachraumes, welche nahezu exakt 1005 km nördlich ihres Gegenstückes, der Schweizer Gemeinde Zermatt am Matterhorn, liegt.
Deutsch als Muttersprache |
Sprecheranzahl |
Seit Anfang der 1990er Jahre wird die Anzahl der deutschen Muttersprachler vielfach mit rund 90 bis 100 Millionen weltweit angegeben.[40] Quantitative Unterschiede ergeben sich aufgrund mehrerer Faktoren:[41]
- Die Zugehörigkeit zu einer Sprachgruppe, bzw. die Mutter- oder Zweitsprache von Menschen, wird in den meisten Ländern nicht statistisch erfasst, und kann daher nur (oft ungenau) extrapoliert werden. Des Weiteren können bei stattfindenden Erhebungen bilinguale Menschen (d. h. mit zwei Muttersprachen) oft nur eine Angabe machen.
- Die Zugehörigkeit einiger (oft sprecherstarken) Varietäten zur deutschen Sprache, d. h. zur Dachsprache Deutsch, ist umstritten, bzw. hat sich in der jüngeren Geschichte geändert (z. B. Elsässisch, Luxemburgisch und Limburgisch).
- Bei zahlreichen Angaben wird zwischen Muttersprachlern und Zweitsprachlern (z. B. viele Menschen mit Migrationshintergrund in den deutschsprachigen Ländern) nicht differenziert, und lediglich deren Summe, oder aber nur Ersteres angegeben.
Ethnologue gibt die Zahl der Erst- und Zweitsprachler des Standarddeutschen in Deutschland mit rund 79 Millionen an, davon rund 71 Millionen Erstsprachler, bezieht (oft bilinguale) Sprecher anderer Varietäten weltweit (z. B. Bairisch, Schweizerdeutsch oder Riograndenser Hunsrückisch) nicht mit ein und weist darüber hinaus selbst auf die Unvollständigkeit der Liste hin. Weltweit soll es laut Ethnologue rund 76 Millionen Erst- und 56 Millionen Zweitsprachler des Standarddeutschen geben, was zusammen rund 132 Millionen Sprecher ausmacht.[42] Addiert man die angegebenen Sprecherzahlen des Standarddeutschen mit denen der Varietäten, welche unter „Standard German“ nicht aufgelistet sind, so ergeben sich rund 90 Millionen Erstsprachler des Deutschen. Basierend auf repräsentativen Erhebungen und Bevölkerungsstatistiken gehen andere Autoren von maximal rund 95 Millionen Muttersprachlern aus.[2][41][43] Angaben von bis zu 105 Millionen Sprechern beziehen sehr wahrscheinlich Zweitsprecher und/oder umstrittene, aber sprecherstarke Varietäten mit ein.[1] Deutsch war damit 2012 die meist verbreitete Muttersprache in der Europäischen Union.[44]
Geographische Verbreitung und Sprecherzahlen |
Land | Sprecherzahl |
---|---|
Argentinien Argentinien | 400.000[45] |
Australien Australien | etwa 79.000[46] |
Belgien Belgien | 78.000 (in Ostbelgien, als Minderheit auch noch im Montzener und Areler Land; Deutsch ist eine der drei offiziellen Sprachen Belgiens, gemeinsam mit Niederländisch und Französisch) |
Brasilien Brasilien | 1.500.000[47] |
Chile Chile | 20.000 (siehe auch Launa-Deutsch) |
Danemark Dänemark | 25.900 (in Nordschleswig), ein Teil davon auch Niederdeutsch (etwa zwei Drittel der Angehörigen der deutschen Minderheit bedienen sich jedoch des südjütischen Dialekts als Umgangssprache)[48] |
Deutschland Deutschland | etwa 76–77 Millionen, die Deutsch als Muttersprache haben; Deutsch ist gesetzliche Amtssprache |
Dominikanische Republik Dominikanische Republik | 30.000[49] |
Estland Estland | knapp 2.000 (Deutsch-Balten, Russlanddeutsche) |
Frankreich Frankreich | 1.200.000, v. a. im Elsass und dem nordöstlichen Lothringen (43 % der Elsässer gaben 2012 an, über Kenntnisse in Elsässisch zu verfügen)[50] • 74 % der ab 60-Jährigen |
Griechenland Griechenland | 45.000[51] |
Irland Irland | 100.000[52] |
Israel Israel | 200.000[53] (siehe auch Jiddisch) |
Italien Italien | 310.000 (allein in Südtirol; dazu kommen die deutschen Sprachinseln sowie deutschsprachige Ausländer)[54] |
Kanada Kanada | 438.000[55] |
Kasachstan Kasachstan | 358.000 (siehe auch Kasachstandeutsche) |
Kirgisistan Kirgisistan | 20.000 (siehe auch Kirgisistandeutsche) |
Kroatien Kroatien | 3.013[56] |
Lettland Lettland | gut 3.000 (Deutsch-Balten, Russlanddeutsche) |
Liechtenstein Liechtenstein | 35.365 (Deutsch ist alleinige Amtssprache) |
Litauen Litauen | gut 3.000, vor allem im Memelland (Ostpreußen, Deutsch-Balten, Russlanddeutsche) |
Luxemburg Luxemburg | 474.000 (Deutsch ist gemeinsam mit dem mitteldeutschen Luxemburgisch und Französisch gesetzliche Amtssprache) |
Mexiko Mexiko | 80.000–90.000 |
Namibia Namibia | 30.000 (Deutsch ist eine der gesetzlich anerkannten „Nationalsprachen“) |
Niederlande Niederlande | ≈ 386.000 in den Niederlanden lebende Deutsche |
Osterreich Österreich | 7,57 Millionen deutschsprachige Österreicher (Deutsch als gesetzliche Amtssprache neben Minderheitensprachen) |
Paraguay Paraguay | 166.000[57] |
Polen Polen | 96.000, wovon 58.000 Muttersprachler sind (hauptsächlich in der Woiwodschaft Opole) |
Rumänien Rumänien | 45.000 |
Russland Russland | 75.000 im europäischen Teil, 767.300 in Sibirien und 20.000 im Gebiet der ehemaligen Wolgadeutschen Republik, heute Oblast Saratow |
Schweden Schweden | Etwa 50.000 Menschen sprechen Deutsch als Muttersprache.[58] Sie leben verteilt im ganzen Land, besonders in den Großstädten Stockholm, Göteborg und Malmö, aber auch in ländlichen Regionen, wie zum Beispiel Småland.[59] Hinzu kommt eine unbekannte Anzahl Menschen mit deutschen Wurzeln. Deutsche bilden eine der ältesten Einwanderergruppen im Land und sind seit dem Mittelalter vertreten.[60][61] |
Schweiz Schweiz | 5 Millionen (63,7 % der Schweizer Bevölkerung; Deutsch ist gesetzliche Amtssprache mit Französisch, Italienisch und Rätoromanisch) |
Serbien Serbien | 5.000 (siehe auch Donauschwaben in der Vojvodina) |
Slowakei Slowakei | 5.186 Muttersprachler[62] (siehe auch Karpatendeutsche), Deutsch als 2. Amtssprache in der Gemeinde Blaufuss |
Slowenien Slowenien | 1.628[63] |
Spanien Spanien | 100.000 (Touristenzuzug, davon allein 60.000 auf den Balearen) |
Sudafrika Südafrika | 300.000–500.000 (100.000 Passdeutsche, 1 Million Deutschstämmige, siehe Auswärtiges Amt; siehe auch Nataler Deutsch) |
Thailand Thailand | 25.000[64] |
Tschechien Tschechien | 39.100[65] |
Turkei Türkei | 25.000 |
Ukraine Ukraine | 38.000[66] |
Ungarn Ungarn | 35.000–200.000 (siehe auch Ungarndeutsche, Donauschwaben) |
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten | 1.100.000[67] |
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich | 77.000[68] |
Insgesamt | ca. 98 Millionen |
- Die Aufstellung zeigt nur Staaten mit vermutlich mehr als 25.000 Deutschsprachigen oder Staaten, die historisches deutsches Siedlungsgebiet waren. Die angegeben Zahlen beruhen zum Großteil nicht auf der tatsächlichen Zahl der aktiven Sprecher – welche so gut wie nicht erfasst werden kann –, sondern auf Hochrechnungen, Staatsangehörigkeiten, alten Auswanderungszahlen usw. Deshalb liegen einige Zahlen möglicherweise weit über oder unter den anzunehmenden tatsächlichen Werten.
Deutschsprachige Medien im Ausland |
Ein guter Indikator für die weltweite Verbreitung der deutschen Sprache sind die deutschsprachigen Auslandsmedien, deren Zahl leicht zunimmt.
Verbreitung als Muttersprache und rechtlicher Status |
Geschlossener deutscher Sprachraum |
(geordnet nach ungefähren Sprecherzahlen)
Deutschland |
In Deutschland ist Deutsch die gebräuchlichste Sprache. Deutsch ist Amtssprache, wird als Standardsprache in den überregionalen Medien und als Schriftsprache verwendet. Als Sprache des Alltags wird es in vielen Regionen fast ausschließlich gesprochen (oft regional leicht eingefärbt). Der Übergang zu den deutschen Dialekten ist fließend.
In Deutschland ist Deutsch:
- nach § 23 Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG) und ebenso
- nach § 19 Zehntes Buch Sozialgesetzbuch (SGB X) als Amtssprache,
- nach § 5 Beurkundungsgesetz als Sprache für notarielle Urkunden,
- nach § 244 Handelsgesetzbuch als Sprache für Jahresabschlüsse von Unternehmen,
- nach § 184 Gerichtsverfassungsgesetz als Gerichtssprache festgelegt.
Die Frage, ob unter Deutsch rechtlich ausschließlich die hochdeutsche oder auch die niederdeutsche Sprache subsumiert wird, wird juristisch uneinheitlich beantwortet: Während der BGH in einer Entscheidung zu Gebrauchsmustereinreichung beim Münchener Patentamt in plattdeutscher Sprache das Niederdeutsche einer Fremdsprache gleichstellt („Niederdeutsche (plattdeutsche) Anmeldeunterlagen sind im Sinn des § 4a Abs. 1 Satz 1 GebrMG nicht in deutscher Sprache abgefasst.“ – BGH-Beschluss vom 19. November 2002 – Az.: X ZB 23/01), ist nach dem Kommentar von Foerster/Friedersen/Rohde zu § 82 a des Landesverwaltungsgesetzes Schleswig-Holstein unter Verweis auf Entscheidungen höherer Gerichte zu § 184 des Gerichtsverfassungsgesetzes seit 1927 (OLG Oldenburg, 10. Oktober 1927 – K 48, HRR 1928,392) unter dem Begriff deutsche Sprache sowohl Hochdeutsch wie auch Niederdeutsch zu verstehen.
Besondere Regelungen gelten für Sorbisch, Dänisch (als Sprache der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein), Friesisch, Romani und Niederdeutsch. So sind Niederdeutsch, Friesisch und Dänisch in Schleswig-Holstein nach § 82 b LVwG neben dem Hochdeutschen als regionale Amtssprachen anerkannt. Demzufolge müssen – beispielsweise – Behörden in Schleswig-Holstein und nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs auch das Patentamt in München auf Plattdeutsch gestellte Anträge bearbeiten.
Nach der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen sind die als Minderheiten- oder Regionalsprachen in Deutschland anerkannten im Einzelnen folgende:
Dänisch (sowohl Reichsdänisch (meist als Sydslesvigdansk) wie Sønderjysk): in Schleswig-Holstein gemäß Teil III
Friesisch: Nordfriesisch in Schleswig-Holstein, Saterfriesisch in Niedersachsen, beide gemäß Teil III
Sorbisch: Obersorbisch in Sachsen, Niedersorbisch in Brandenburg, beide gemäß Teil III
Romani (Sprache der Sinti und Roma): in Hessen gemäß Teil III, in der übrigen Bundesrepublik gemäß Teil II
Niederdeutsch: in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern gemäß Teil III sowie in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt gemäß Teil II
Die landesrechtlichen Umsetzungen sind teilweise noch nicht erfolgt – dies betrifft insbesondere die Sprache Romanes. Partiell (räumlich und/oder sachlich) besitzen in Schleswig-Holstein die Regional- und Minderheitensprachen Niederdeutsch, Dänisch und Friesisch (siehe Friesisch-Gesetz) den Rang einer Amtssprache. Andere in Deutschland (wie beispielsweise der jenische Soziolekt oder das Jiddisch) oder allochthone Minderheitensprachen wie das Türkische oder Polnische wurden nicht in die Charta aufgenommen.[69][70]
Ehemals verbreitete Sprachen wie Moselromanisch (im 11. Jahrhundert ausgestorben), Polabisch (im 18. Jahrhundert ausgestorben) oder Jiddisch werden heute nicht oder kaum mehr gesprochen.
Die Aufnahme der deutschen Sprache als Bekenntnis in Artikel 22 des Grundgesetzes wurde 2008 gesellschaftlich diskutiert. Die deutsche Partei CDU verabschiedete eine solche Forderung auf ihrem Parteitag im November 2008.[71] Andere Parteien kritisierten den Vorstoß als ausländerfeindliche Panikmache, bzw. als unnötig, weil Deutsch selbstverständlich die Landessprache sei.[72][73] Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages sind in einer Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Aufnahme der deutschen Sprache als Symbol oder Staatsziel in das Grundgesetz rechtlich zulässig wäre.[74]
Österreich |
In Österreich ist laut Artikel 8 Absatz 1 Bundes-Verfassungsgesetz (BVG) aus dem Jahre 1920 die „deutsche Sprache“ (ohne nähere Spezifikation) die Staatssprache der Republik, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten eingeräumten Rechte. Neben dem Deutschen sind Slowenisch in Kärnten und in der Steiermark sowie Ungarisch und Burgenlandkroatisch im Burgenland Amtssprachen. Tatsächlich gebräuchlich ist im Alltag wie auch im staatlichen Bereich jedoch Österreichisches Deutsch als nationale Varietät (Standardvarietät) des Hochdeutschen. Diese österreichische Standardvarietät wurde daher in der II. Republik durch das Österreichische Wörterbuch staatlich normiert (erstmals 1951, als es alle alten deutschen Regelbücher ablöste).
Nach der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen sind die als Minderheitensprachen in Österreich anerkannten im Einzelnen folgende:
Burgenlandkroatisch im Burgenland gemäß Teil III
Romani im Burgenland gemäß Teil II
Slowakisch in Wien gemäß Teil II
Slowenisch in Kärnten gemäß Teil III, in der Steiermark gemäß Teil II
Tschechisch in Wien gemäß Teil II
Ungarisch im Burgenland gemäß Teil III, in Wien gemäß Teil II
Schweiz |
In der Schweiz ist Deutsch auf gesamtstaatlicher Ebene National- und Amtssprache neben Französisch, Italienisch und Rätoromanisch, das auf gesamtstaatlicher Ebene nur im direkten Verkehr mit Rätoromanen Amtssprache ist. Knapp 63 % der Bevölkerung, das sind etwa fünf Millionen Einwohner der Schweiz, geben Deutsch als Muttersprache an. Die in der Schweiz verwendete Form des Standarddeutschen, das Schweizer Hochdeutsch, weist Unterschiede zur Standardsprache in Deutschland und Österreich in Bezug auf Wortschatz, Wortbildung, Morphologie, Syntax, Orthographie und Aussprache auf. Diese Besonderheiten werden als Helvetismen bezeichnet. Umgangssprache ist zudem fast ausschließlich Schweizerdeutsch, eine Sammelbezeichnung für verschiedene Formen der angestammten alemannischen Dialekte.
In 17 von 26 Kantonen ist Deutsch alleinige Amtssprache, in vier weiteren Amtssprache neben Französisch (Kantone Bern, Freiburg und Wallis) bzw. neben Italienisch und Rätoromanisch (Graubünden). Auf Gemeindeebene kann jede Gemeinde ihre Amtssprache(n) in eigener Kompetenz festsetzen.
Die Schweiz ist der einzige Staat Europas, in dem das Jenische, eine Varietät des Deutschen, mit der Ratifizierung der europäischen Sprachencharta 1997 als „territorial nicht gebundene“ Sprache, wenngleich nicht als Amtssprache anerkannt wurde.[75]
Belgien |
In Belgien ist Hochdeutsch auf gesamtstaatlicher Ebene mit Niederländisch und Französisch Amtssprache. In Ostbelgien, den Kantonen Eupen und Sankt Vith, ist Deutsch Amtssprache, daneben ist Französisch als Minderheitensprache kooffiziell. Umgekehrt ist es im Kanton Malmedy sowie in den Plattdeutschen Gemeinden, wo Französisch Amtssprache und Deutsch Minderheitensprache ist. Rund 78.000 Belgier geben Deutsch als ihre Muttersprache an.
Liechtenstein |
In Liechtenstein (34.600 Einwohner) ist Standarddeutsch die alleingültige Amtssprache. Minderheitensprachen finden keine Anwendung. Umgangssprache ist Liechtensteinisch, eine alemannische Dialektform und mit dem Schweizerdeutschen und den vorarlbergischen Dialekten eng verwandt.
Luxemburg |
In Luxemburg ist Hochdeutsch zusammen mit Luxemburgisch und Französisch Amtssprache, Französisch ist jedoch „Legislativsprache“, d. h. beispielsweise für Gesetzestexte oder staatliche Ausschreibungen sind die französischen Fassungen maßgebend. Luxemburgisch ist eine moselfränkische Sprachvarietät des Deutschen, ist seit 1984 die einzige „Nationalsprache“ des Großherzogtums und findet insbesondere in Radio und TV (z. B. RTL Group) Verwendung. Das Hochdeutsche spielt jedoch insbesondere in den Printmedien, Büchern usw. nach wie vor eine dominierende Rolle; daher spricht man auch von einer luxemburgisch-hochdeutschen Diglossie. Laut Umfragen der EU[76] geben über 90 % der Luxemburger an, sowohl Deutsch auf gutem bis sehr gutem Niveau als auch Französisch ausreichend zu beherrschen. Das luxemburgische Amt für Statistik STATEC ermittelte 2011 folgende Verteilung der Umgangssprachen (zuhause, Arbeit/Schule, mit Verwandten/Freunden): Luxemburgisch 70,5 %, Französisch 55,7 %, Hochdeutsch 30,6 %.[77] Alle öffentlichen Ämter sind gesetzlich verpflichtet, in der Sprache des Bürgers zu antworten, ohne sich jedoch in der Regel daran zu halten. Für Ortsnamen und damit auch Ortsschilder sind die amtlichen französischen Bezeichnungen maßgeblich (z. B. „Dudelange“ für Düdelingen oder „Luxembourg“ für Luxemburg), wobei darunter oft kursiv der Ortsname auf Luxemburgisch steht. Sonstige Straßenschilder sind mehrheitlich auf Französisch und Hochdeutsch, seltener auf Luxemburgisch beschriftet (z. B. an Autobahnen der Hinweis auf eine „Arrêt de secours/Nothaltebucht“).
In den Druckmedien sind alle drei Sprachen vertreten, aber in unterschiedlicher Gewichtung. Die größte Tageszeitung Luxemburger Wort/La Voix du Luxembourg mischt in ihrer Druckversion Artikel deutscher, französischer und luxemburgischer Sprache und bietet in ihrem Internetauftritt die Wahl zwischen Deutsch, Französisch, Englisch und Portugiesisch.[78] Die zweitgrößte Zeitung Tageblatt mischt in ihrer Druckversion die drei Amtssprachen ebenso, stellt ihre Website jedoch nur auf Deutsch zur Verfügung.[79] Die Sprachverwendung luxemburgischer Unternehmen ist sehr von der Art des Gewerbes bestimmt; so sind Werbung und Homepages von Handwerksbetrieben sehr oft ausschließlich deutsch, wohingegen Anwaltskanzleien, Architekten oder Steuerberater ihre Webseite in den meisten Fällen nur auf Französisch und Englisch zur Verfügung stellen. Websites von Privatleuten, Schulen oder Clubs usw. mischen oft die drei Amtssprachen auf ihren Seiten. Obwohl das Standarddeutsche und das Luxemburgische auf den Internetseiten der politischen Parteien überwiegen, sind die Seiten der luxemburgischen Regierung sowie von öffentlichen Ämtern fast ausschließlich auf Französisch und Englisch verfügbar.
Staaten in Europa und Nordasien |
(alphabetisch geordnet)
Baltische Staaten |
In den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen leben noch gut 8000 Mitglieder der deutschen Minderheit (Deutsch-Balten, Ostpreußen und Russlanddeutsche), die Hochdeutsch und teilweise auch Plattdeutsch reden. Für Estland wird die Anzahl auf unter 2000 (im Jahre 2000: 1870), für Lettland auf gut 3000 (2004: 3311) und ebenfalls für Litauen auf gut 3000[80] recht genau beziffert. Von den exakt mit 3243 angegeben in Litauen lebenden Deutschen sprechen als Muttersprache aber nach dieser Angabe nur noch 804 deutsch.
Dänemark |
In Dänemark wird Deutsch von den etwa 20.000[81] Angehörigen der deutschen Volksgruppe in Nordschleswig gesprochen und genießt Minderheitssprachrechte, ohne jedoch eine Amtssprache auf nationaler oder regionaler Ebene zu sein.[82] Ein Teil der Minderheit spricht zudem Niederdeutsch als Nordschleswiger Platt. Schätzungsweise zwei Drittel von ihnen verwenden jedoch den südjütischen Dialekt der dänischen Sprache als Umgangssprache und Deutsch als Hochsprache.[83] Dänische Volkszählungen erfassen keine Angaben zu Sprache und ethnischer Zugehörigkeit. Deutsche Schulen in Nordschleswig sind wie andere freie Schulen in Dänemark zu über 80 % staatlich subventioniert; hierzu kommt ein besonderer Zuschlag zur Deckung des zweisprachigen Muttersprachenunterrichtes, so dass deutsche Schulen in der Praxis mit kommunalen Schulen völlig gleichgestellt sind.
Frankreich |
In Frankreich werden die elsässischen und lothringisch-fränkischen Dialekte von rund 1.200.000 Personen gesprochen, vor allem im Elsass und dem nordöstlichen Teil Lothringens. 76 % der Elsässer gaben 2012 an, über Kenntnisse in Elsässisch zu verfügen (43 % gute Kenntnisse, 33 % geringe Kenntnisse).[84] Die Sprecherzahlen sind allerdings rückläufig, insbesondere in Lothringen und in den Städten.
Die Französische Republik erkennt trotz der Existenz von acht regional verbreiteten Sprachen (und weiteren überregional verbreiteten) neben Französisch keine anderen Sprachen als offiziell im Sinne von Amtssprache an. Französisch ist laut Verfassung „Sprache der Republik“. Dennoch besitzen die anderen Sprachen eine offizielle Anerkennung als langues régionales – darunter für die ehemalige Region Elsass und das Département Moselle Deutsch als lokal verbreitete Dialekte und Hochdeutsch als Schriftform und Bezugssprache dieser regionalen Mundarten. Dieser Status wirkt sich zumeist nur in der Bildungspolitik aus, da die Regionalsprachen in unterschiedlicher Intensität in der Schule gelernt werden können. Gerade der Status des Deutschen wird jedoch gegenüber anderen Regionalsprachen noch gestärkt, da infolge der Grenzverschiebungen in den Weltkriegen von einem höheren Bevölkerungsanteil mit mangelnden Französischkenntnissen ausgegangen wurde. So erhalten Mitarbeiter von Behörden einen höheren Lohn, wenn sie Deutsch beherrschen. Einen besonders offiziellen Status erhält Deutsch dadurch, dass die offiziellen Wahlkampftexte (profession de foi), die jeder Kandidat vorlegen muss, der sich zu einer Wahl aufstellen lässt, in einer (inhaltlich gleichen) französischen und deutschen Version sein sollen. Dabei wird nur Hochdeutsch akzeptiert. In jeder anderen Region werden offizielle Veröffentlichungen in jeder anderen Sprache als Französisch nicht anerkannt und z. T. von den Präfekturen eingezogen. In den Kirchen finden noch manchmal gemischt- oder dialektsprachige Gottesdienste statt.
Die einzige komplett deutschsprachige Zeitung ist die „Riviera-Côte d’Azur-Zeitung“ in Nizza, die sich vornehmlich an Touristen richtet. Im Elsass und in Lothringen mussten alle deutschsprachigen Tages- und Wochenzeitungen aufgeben, da sie in der Vergangenheit durch viele staatliche Restriktionen Leser verloren hatten. Noch bis 1984 war in Ostfrankreich die Herausgabe von Publikationen mit deutschem Titel oder komplett deutschem Inhalt bei Strafe verboten.[85] Es ist allerdings in jüngster Zeit eine leichte Renaissance der muttersprachlichen Presse im Elsass zu beobachten. Die wichtigste gedruckte Informationsquelle für die deutschsprachigen Elsässer ist derzeit die tägliche mehrseitige deutschsprachige Beilage der Zeitungen „L’Alsace“ (Mülhausen) und „Dernières Nouvelles d’Alsace“ (Straßburg).[86][87]
Italien |
In Italien ist Deutsch regional in Südtirol (neben Italienisch und örtlich Ladinisch) Amtssprache. Von den etwa 509.000 Einwohnern Südtirols (Stand 2012) gaben bei der letzten Volkszählung 2011 62,3 % der Bevölkerung der Autonomen Provinz Bozen Deutsch als ihre Muttersprache an (laut offizieller Sprachgruppenerklärung, ohne Berücksichtigung von Fremdsprachen, 69,4 %). Die Tendenz ist aufgrund steigender Einwohnerzahl auch bei anteilmäßiger Abnahme leicht steigend (Volkszählung 1991 etwa 65,3 %). Etwa 75 % der italienischsprechenden Bevölkerung lebt in den drei größten Städten Bozen, Meran und Brixen mit 73,8 %, 49,1 %, bzw. 25,8 % Anteil an der jeweiligen Stadtbevölkerung (Sprachgruppenerklärung, Stand 2011). Alle öffentlichen Ämter sind gesetzlich zweisprachig, genauso wie sämtliche Orts- und Straßenschilder. Diese und andere Beschilderungen im öffentlichen Leben waren bis zum zweiten Autonomiestatut von 1972 beinahe ausschließlich italienisch, da Deutsch diesbezüglich unerwünscht oder gar verboten war. Heute überwiegt das Deutsche außer in Bozen und Meran deutlich. Außerhalb der genannten größten Städte in Südtirol und des Südtiroler Unterlands ist das Italienische als Alltagssprache kaum vorhanden.
Deutsch ist über das eigentliche Südtirol hinaus Amtssprache der Region Trentino-Südtirol. Im Trentino gibt es allerdings nur zwei kleinere Gebiete, in denen noch deutsche Dialekte gesprochen werden: das Fersental und die Gemeinde Lusern. Daneben besitzt das Deutsche in Italien auch im zur autonomen Region Aosta gehörenden und teils von Walsern bewohnten Tal von Gressoney einen kooffiziellen Status (neben Italienisch und Französisch). Die deutsch-/alemannischsprachige Bevölkerung umfasst hier aber nur einige Dörfer. Deutsche Sprachminderheiten gibt es zudem in den Regionen Venetien und Friaul (u. a. Pladen, Zahre, Tischlwang, Kanaltal sowie Reste des Zimbrischen in den Sieben Gemeinden und Dreizehn Gemeinden).
Niederlande |
Für die Niederlande wird die Zahl der Muttersprachler dort mit rund 400.000 Deutschen angegeben.
Polen |
In Polen leben laut Volkszählung (2011) rund 58.000 deutsche Muttersprachler. Diese konzentrieren sich heute hauptsächlich auf die Woiwodschaft Opole, wo Deutsch in mehreren Gemeinden offiziellen Status als „Hilfssprache“ besitzt. Es erscheinen mehrere deutschsprachige Zeitungen in Polen mit Auflagen bis zu 10.000 Stück. Dazu gibt es neben dem halbstündigen deutschsprachigen Programm von Radio Polonia auch eine viertelstündige deutschsprachige Hörfunksendung namens Schlesien Aktuell. Des Weiteren wird wöchentlich auf TVP Opole und TVP Katowice für 15 Minuten eine deutschsprachige Fernsehsendung, Schlesien Journal, ausgestrahlt. In der Hauptstadt Warschau ist die deutsch-polnische Begegnungsschule Willy-Brandt-Schule, in der auch in deutscher Sprache unterrichtet wird. Mehrsprachige Ortsschilder werden laut polnischem Recht ab einem Minderheitsanteil von mindestens 20 % in der jeweiligen Gemeinde oder Stadt verwendet, welche in der Woiwodschaft Opole stellenweise erreicht wird.
Russland |
In Russland ergab die letzte Volkszählung im Jahre 2002 eine Gesamtzahl von 597.212 Deutschen, davon alleine 350.000 in Sibirien. Nur ein Teil der Russlanddeutschen spricht jedoch Deutsch als Muttersprache.
Deutsch ist anerkannte Verkehrssprache der deutschstämmigen Bevölkerung in den beiden westsibirischen Nationalkreisen Asowo (Gebiet Omsk) und Halbstadt (Altai-Region).
Rumänien |
In Rumänien leben etwa 40.000 bis 50.000 deutsche Muttersprachler, was etwa 0,2 bis 0,3 % der rumänischen Bevölkerung entspricht. Diese Bevölkerungsgruppe setzt sich hauptsächlich aus den Siebenbürger Sachsen sowie den Donauschwaben zusammen. Aufgrund der massiven Abwanderung der jungen Generationen nach Deutschland und Österreich vor allem nach 1990 leiden diese Bevölkerungsgruppen jedoch unter einer starken Überalterung; das Durchschnittsalter liegt bei etwa 69 Jahren. Trotz dieses niedrigen Bevölkerungsanteils wird die deutsche Sprache weitläufig als kulturelles Erbe angesehen, genießt alle Rechte einer Minderheitensprache und ist vor allem in Städten und Gemeinden wie z. B. Hermannstadt, Schäßburg, Temeswar oder Sathmar präsent, weshalb dort auch des Öfteren mehrsprachige Beschilderungen zu finden sind. Darüber hinaus ist die deutsche Minderheit durch die Partei „Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien“ auch politisch aktiv und stellt beispielsweise den gegenwärtigen (2014) Bürgermeister von Hermannstadt sowie den Kreisratsvorsitzenden des Kreises Sibiu. Zudem ist der aktuelle (2016) Staatspräsident Klaus Iohannis Siebenbürger Sachse. In den Verdichtungsgebieten der deutschen Minderheit mit bis etwa 5 % Einwohneranteil besteht auch nennenswerte deutsche Infrastruktur in Form von Kindergärten, Grund-, Haupt- und Hochschulen sowie Theatern, aber auch Zeitungen wie der wöchentlichen Hermannstädter Zeitung oder der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien.[88]
Tschechien |
In Tschechien existiert noch eine kleine deutsche Minderheit von etwa 41.200 Menschen (0,4 % der Gesamtbevölkerung), Überreste der Sudetendeutschen, die der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg entgangen waren. Die Zahl der deutschen Muttersprachler sinkt beständig, da vor allem die jüngeren Generationen der Minderheit einem extremen Assimilationsdruck des Tschechischen ausgeliefert sind und zum großen Teil nicht mehr mit Deutsch aufwachsen. Die Bezeichnung „Sudetendeutsche“ ist darüber hinaus auch nicht mehr gebräuchlich, stattdessen verwendet man gewöhnlich den Begriff „Deutsche in Tschechien“, welche seit der Wende 1990 gewisse Minderheitenrechte genießen und in der „Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien“ sowie im „Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität“ organisiert sind. Deutsche Infrastruktur, wie Kindergärten, Schulen, Straßen- oder Ortsschilder existieren flächendeckend nicht mehr und die deutsche Sprache hat weder regionales noch nationales Amts- oder Verkehrssprachenstatut. Es erscheinen jedoch deutschsprachige Wochenzeitungen wie die „Landeszeitung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien“ und die „Prager Zeitung“.
Türkei |
In der größten Stadt Istanbul leben seit mehreren Jahrhunderten rund 25.000 Bosporus-Deutsche.
Ungarn |
Die deutsche Minderheit in Ungarn (Ungarndeutsche) genießt Minderheitenrechte, ist jedoch, besonders in den jüngeren Generationen, bereits weitgehend assimiliert, so dass Deutsch meistens nur noch als Fremdsprache gelernt wird. Offiziell spricht man von etwa 200.000 Ungarndeutschen. Tatsächlich dürften davon aber höchstens noch etwa 50.000 deutsche Muttersprachler sein (etwa 0,5 % der Gesamtbevölkerung). Da die Minderheit sehr zerstreut über das Land lebt und nur wenig Identitätsbewusstsein hat, spricht man daher oft von einer Doppelidentität der Ungarndeutschen. Zweisprachige Orts-, Straßen-, Verkehrs- und Amtsschilder findet man beispielsweise in der Stadt Ödenburg (Sopron) nahe der österreichischen Grenze und vereinzelt auch in anderen Landesteilen. In anderen Gebieten mit größerer deutscher Minderheit gibt es sehr vereinzelt deutsche Kindergartengruppen oder Schulklassen. Die deutsche Minderheit in Ungarn ist in der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen organisiert.
Übersee |
(alphabetisch geordnet)
Australien |
Laut den Ergebnissen der letzten Volkszählung sprachen im Jahre 2006 77.576 oder etwa 0,4 % der damals bekannten 19.855.287 Einwohner Australiens zu Hause deutsch. Die meisten dieser Deutsch-Sprecher lebten, wie die Mehrheit der Gesamtbevölkerung, in den Millionenstädten des Landes (Melbourne, Sydney, Brisbane, Perth, Adelaide). Den größten Anteil an der Gesamtbevölkerung mit festem Wohnsitz bildeten die Deutschsprecher in Adelaide (0,57 %) und seinen Vororten (0,68 %), der Sunshine Coast (0,64 %) und Gold Coast (0,52 %), der Cape-York-Halbinsel einschließlich der feuchten Tropen mit Cairns und Umland (0,61 %), sowie einem Teil des Grenzgebietes zwischen Neu-Süd-Wales und Victoria (0,52 %), außerdem in Melbourne und entlang der Küste von Neu-Süd-Wales.
Zu diesen praktizierenden Deutschsprechern kommen diejenigen hinzu, die Deutsch beherrschen, es aber nicht mehr täglich verwenden. Des Weiteren gibt es eine deutschsprachige Wochenzeitung in Australien mit Namen „Die Woche in Australien“. Sie richtet sich hauptsächlich an deutsch-, österreichisch- und schweizstämmige Einwanderer und bietet sowohl Artikel zu Geschehnissen in Europa als auch Neuigkeiten innerhalb der deutschsprachigen Gemeinschaft Australiens.
Über die Zahl der Deutschsprecher hinaus ist die Zahl der Deutschstämmigen wesentlich höher, beträgt vielleicht etwa eine halbe bis eine Million Menschen oder mehr, ist aber damit im Vergleich zum Anteil der Deutschstämmigen an der Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika dennoch ziemlich gering. Dessen ungeachtet spielten einige Deutsche eine recht bedeutende Rolle in der Geschichte, insbesondere bei der Entdeckung und Erforschung Australiens.
Brasilien |
Wahrhaft repräsentative und fundierte Zahlen zur Zahl der deutschen Muttersprachler in Brasilien gibt es nicht. Schätzungen zufolge leben in Brasilien jedoch etwa zwei bis fünf Millionen Deutschstämmige, von denen etwa 850.000 bis 900.000 bilingual (Deutsch und Portugiesisch) sein dürften und somit als deutsche Muttersprachler gewertet werden könnten. Diese Bevölkerungsgruppe konzentriert sich im Wesentlichen auf die Staaten Santa Catarina und Rio Grande do Sul im Süden des Landes und hier eher auf kleine, nicht an der Küste liegende Städte. Beispiele hierfür sind Pomerode, Santa Rosa de Lima oder Treze Tílias, in denen noch große Teile der Bevölkerung Deutsch sprechen. Während diese Region Anfang des 20. Jahrhunderts noch hauptsächlich deutschsprachig war, wurde die deutsche Sprache durch Assimilation und durch Unterdrückung oder gar Verbot in der Mitte des 20. Jahrhunderts – besonders während des Zweiten Weltkrieges – durch Portugiesisch verdrängt. Im Laufe der Jahre hat sich die Situation jedoch maßgeblich geändert, so dass heute die deutsche Sprache als kulturelles Erbe besonders gefördert wird und der Region um Blumenau sogar als touristisches Aushängeschild dient, obgleich gerade hier die deutsche Sprache nur noch begrenzt gesprochen wird. Deutsche Infrastruktur in Form von Zeitungen und Schulen existiert zwar begrenzt, doch im öffentlichen Bereich ist Deutsch kaum vorhanden, da Portugiesisch alleinige Amtssprache ist und der Schaden durch Unterdrückung an der deutschen Sprachgruppe in Brasilien zu groß und andauernd war, um reversibel zu sein.
Gemeinden mit Deutsch als zweiter Amtssprache |
Sortiert nach Bundesstaaten:
- Espírito Santo
- Domingos Martins
- Laranja da Terra
- Pancas
- Santa Maria de Jetibá
- Vila Pavão
- Minas Gerais
- Itueta (nur im Distrikt „Vila Nietzel“)
- Santa Catarina
- Pomerode
- Antônio Carlos
- Dreizehnlinden (Treze Tílias)
Gemeinden, in denen Deutschunterricht verpflichtend ist |
- Rio Grande do Sul
- Nova Petrópolis
Santa Catarina
- Blumenau
Kanada |
In Kanada sprechen 438.000 Menschen Deutsch als Muttersprache,[55] darunter auch viele Mennoniten etwa in Ontario. Das entspricht etwa 1,5 % der Gesamtbevölkerung. Diese sind meist deutsche Siedler aus dem 19. sowie Einwanderer aus dem 20. Jahrhundert. In Kanada sind jedoch nur Französisch und Englisch Amtssprachen.
Namibia |
Deutsch war mit Afrikaans und Englisch Amtssprache im damaligen Südwestafrika in der Zeit der Apartheid von Juni 1984 bis zur Unabhängigkeit Namibias 1990. Seitdem ist Englisch die einzige landesweite Amtssprache und Deutsch nunmehr Verkehrssprache und eine von etwa 20 Nationalsprachen des Landes. Damit ist Namibia das einzige außereuropäische Land, in dem Deutsch einen rechtlichen Status auf nationaler Ebene besitzt und deshalb per Verfassung als Teil der namibischen Kultur gesetzlich verankert ist. Etwa 20.000 Namibier (weniger als ein Prozent der Gesamtbevölkerung) geben Deutsch als ihre Muttersprache an.
Papua-Neuguinea |
Der nördliche Teil des pazifischen Staates Papua-Neuguinea war unter dem Namen Deutsch-Neuguinea von 1884 bis 1914 deutsche Kolonie. Zwar wurden die meisten Kolonisten aus dem Deutschen Kaiserreich 1915 von australischen Truppen vertrieben, die Nationalsprache Tok Pisin ist allerdings durch die deutsche Sprache beeinflusst worden. Weitere Amtssprachen sind die neue Kolonialsprache Englisch und Hiri Motu. Als Muttersprache wird die deutsche Sprache lediglich von etwa 100 zumeist älteren Menschen gesprochen. Die hier gesprochene lokale Varietät nennt sich Unserdeutsch.
Paraguay |
In Paraguay haben laut Ethnologue 166.000 Personen Standarddeutsch als Muttersprache, darunter 19.000, die Standarddeutsch und Plautdietsch zusammen als Muttersprache haben. Hinzu kommen weitere 19.000 Personen, deren Muttersprache allein Plautdietsch ist.[57]
Eine wichtige Gruppe unter den deutschsprachigen Einwohnern Paraguays sind die deutschsprachigen Mennoniten, die seit 1927 meist aus Russland eingewandert sind. Durch weitere Zuwanderung aus den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko beläuft sich ihre Anzahl inzwischen auf 45.000–50.000 Personen. Sie leben vor allem im Nordwesten des Landes und im Chaco, wo sie eine zahlenmäßig unbedeutende, aber mit großer Wirtschaftskraft und bestimmten Privilegien ausgestattete Minderheit bilden. Sie sprechen meist den niederdeutschen Dialekt Plautdietsch. Dennoch spielt das Hochdeutsche in den mennonitischen Kolonien eine signifikante Rolle: insbesondere als Kirchen-, Schul- und Verwaltungssprache sowie als Sprache der Medien.
5 bis 7 % der paraguayischen Bevölkerung sind Einwanderer deutscher Herkunft. Die Volkszählung im Jahr 2002 belegt 1838 (≈ 0,035 % der Bevölkerung) in Paraguay lebende Personen, die in Deutschland geboren sind. In der Regierungszeit des deutschstämmigen Diktators Alfredo Stroessner, der von 1954 bis 1989 das Amt des Staatspräsidenten innehatte, sind zehntausende aus Brasilien stammende Deutschbrasilianer eingewandert. Allein in den Jahren 1973/74 waren es 42.000, vor allem in die Departaments Alto Paraná, Caazapáy, Itapua, Canendiyú, Caaguazú und San Pedro. Allein in diesen Departaments leben heute weit über 100.000 Deutschbrasilianer in 9 Groß- und 45 Randsiedlungen. Ein weiteres Zentrum der Einwanderung liegt um Hohenau herum mit mindestens 30.000–35.000 Deutschbrasilianern. Seit dem Sturz Stroessners im Februar/März 1989 kamen weitere 150.000 Deutschstämmige aus Südbrasilien dazu. An der argentinischen Grenze wohnen auch viele polnisch- und ukrainischstämmige Menschen.
Vereinigte Staaten |
Heute wird Deutsch in den Vereinigten Staaten von Amerika von etwa 1,5 Millionen Menschen gesprochen.
Einer Hochrechnung des U.S. Census Bureau auf der Grundlage des American Community Survey von 2007 zufolge ist es Heimsprache von 1.104.354 Einwohnern der Vereinigten Staaten und liegt damit an siebter Stelle unter den meistgesprochenen Sprachen.[67]
Dass Hochdeutsch beinahe Amtssprache der Vereinigten Staaten geworden wäre, ist ein Gerücht, das auf eine Fehlinterpretation zurückzuführen ist (Muhlenberg-Legende). Tatsächlich bezog sich dieses Gerücht auf den gescheiterten Versuch, Gesetzestexte im Staat Virginia in Zukunft auch auf Deutsch veröffentlichen zu lassen.
Allerdings stellen die Deutschen wohl insgesamt, je nach Rechnungsweise, die zahlenmäßig bedeutendste oder zweit-bedeutendste Gruppe von Vorfahren der heutigen Bevölkerung der USA dar, um den ersten Platz mit Nachfahren von Einwanderern von den britischen Inseln (Engländern, Schotten, Kymren, Iren – je nachdem, ob diese zusammengerechnet werden, oder nicht, und wer als Deutscher gilt; siehe Census) konkurrierend.
Deutsch als Fremdsprache |
Die Bezifferung der Fremdsprachler der deutschen Sprache weltweit beruht auf sehr vagen Schätzungen. Die mit gut 16 Millionen geringste genannte Anzahl basiert auf einer Erhebung der Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland und des Goethe-Instituts aus dem Jahr 2005 (die Erhebung aus dem Jahr 2000 bezifferte die Zahl der Deutschlerner weltweit noch auf gut 20 Millionen),[89] ist aber in der Aussage, alle Menschen zu erfassen, die Deutsch als Fremdsprache beherrschen, ebenso unrealistisch wie entgegengesetzte Extremzahlen von mehreren 100 Millionen. Die von der Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache genannte Zahl ist allenfalls geeignet, die Anzahl derjenigen zu beziffern, die Deutsch im Ausland in erfassten Bildungseinrichtungen als Fremdsprache erlernen und schließt mithin nicht diejenigen ein, die auf anderem Wege – z. B. durch „direkte Berührung“ in den deutschsprachigen Ländern und angrenzenden Regionen (u. a. Gastarbeiter) oder durch Kurse (Universitäten, Volkshochschulen usw.) – die deutsche Sprache erlernt haben.
Allein schon für den Bereich der Europäischen Union wurde im Mai bis Juni des Jahres 2005 durch das Eurobarometer eine Anzahl von rund 55 Millionen EU-Bürgern (12 Prozent) ermittelt, die Deutsch als Fremdsprache beherrschen, darunter rund 6 Millionen in Deutschland, in einer zweiten Erhebung des Eurobarometers von November bis Dezember 2005 sind es 14 Prozent[43] (siehe auch Kurzfassung in Amtssprachen der Europäischen Union). Unter Berücksichtigung einer Gesamtbandbreite aus Standardabweichung und Wahrscheinlichkeit ist von einer Anzahl zwischen 50 und 60 Millionen innerhalb der EU auszugehen. Nicht inbegriffen in diese Zahl sind unter anderen die Fremdsprachler der deutschen Sprache in der Schweiz (mehr als 2 Millionen), in Russland (nach Schätzungen könnten es 10 Millionen oder mehr sein, nach Angabe der Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache: knapp 5 Millionen), in Ländern außerhalb der EU, in denen ehemalige Gastarbeiter und ihre Familien leben (Türkei, Ex-Jugoslawien).
Deutsch wird in vielen Ländern als Fremdsprache gelehrt. Die Lehr- und Lernmittel enthalten das Standarddeutsch der Schweiz, Österreichs oder Deutschlands.
In Europa ist die deutsche Sprache nach Englisch und Russisch als Fremdsprache am weitesten verbreitet. Besonders häufig wird Deutsch als Fremdsprache in den Niederlanden, in Flandern, Skandinavien, Russland, im Baltikum, in Slowenien, Kroatien, Polen, Bosnien und Herzegowina, in der frankophonen sowie in der italienischsprachigen Schweiz, in Serbien, Montenegro, Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Mazedonien, Weißrussland und Bulgarien gewählt.[90] In einigen dieser Länder und Regionen ist Deutsch in der Schule die erste Fremdsprache; es steht damit noch vor dem Englischen. Auch in Japan lernt man häufig Deutsch. In anderen Ländern, so in Frankreich (rund vier Millionen nach Eurobarometer, die Deutsch als Fremdsprache beherrschen) und den Vereinigten Staaten, wo nach einer Gallup-Studie aus dem Jahre 2001 rund 7,5 Millionen Amerikaner Deutsch als Fremdsprache beherrschen,[91] verliert Deutsch zunehmend an Bedeutung gegenüber Spanisch. In Ostasien (Japan) wurde im 19. und 20. Jahrhundert Deutsch als Medizinsprache verwendet (anstelle von Latein).
Deutsch war im Jahr 2002 die nach Englisch am meisten verwendete Sprache im Internet (gefolgt von Französisch, Japanisch, Spanisch und Chinesisch). Etwa 7,7 Prozent aller Seiten im Internet waren damals auf Deutsch (Internetseiten auf Englisch: etwa 50 %).[92] Für 2007 werden etwa 5,9 % für das Deutsche angegeben (45 % für das Englische, 4,4 % für Französisch).[93] W3Techs erhebt 2013 auf 5,9 % der Websites Deutsch als Sprache (55,4 % Englisch, 6,1 % Russisch).[94]
Nach einer Erhebung der Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache, der u. a. das Auswärtige Amt und das Goethe-Institut angehören, gab es 2000 die meisten Deutschlerner in:
- Russland: 4.657.500 (3,26 %) (nach Schätzungen bis über 10 Millionen)
- Polen: 2.202.708 (5,70 %) (nach Eurobarometer rund 7 Millionen)
- Frankreich: 1.603.813 (2,52 %) (nach Eurobarometer rund 4 Millionen)
- Tschechien: 799.071 (7,80 %) (nach Eurobarometer rund 3 Millionen)
- der Ukraine: 629.742
- Ungarn: 629.472 (nach Eurobarometer rund 3,5 Millionen)
- Kasachstan: 629.874
- den Niederlanden: 591.190 (nach Eurobarometer: etwa 11 Millionen)
- den Vereinigten Staaten: 551.274 (nach einer Gallup-Studie rund 7,5 Millionen)
Für Kamerun wird die Anzahl der Deutschlerner nach einem Bericht der Deutschen Welle mit rund 200.000 angegeben. Insgesamt sprechen 300.000 Menschen Deutsch als Fremdsprache in Kamerun.[95][96]
In Usbekistan erlernen gut 50 Prozent der rund 1,2 Millionen Schüler des Landes Deutsch,[97] die Maximalangabe liegt bei 750.000.[98]
Nach Darstellung der Eurobarometer-Umfrage 2006 ist unter den Europäern Deutsch zusammen mit Französisch die zweithäufigst gesprochene Fremdsprache. Mehr als jeder dritte Europäer spricht Englisch (38 %) und jeder siebte Deutsch (14 %) als Fremdsprache. Vor allem in den Niederlanden (wo ungefähr 87 % der Bevölkerung über Englisch-, 70 % über Deutschkenntnisse verfügen), in der Slowakei, in Ungarn, Tschechien, aber auch Polen, Estland, Dänemark, Schweden, Kroatien, Slowenien ist die Kenntnis der deutschen Sprache weit verbreitet; in diesen Ländern liegt der Anteil der Bevölkerung mit Deutschkenntnissen bei rund 20 bis rund 55 Prozent.
Im Einzelnen sprechen nach dieser Angabe Deutsch als Fremdsprache:
- in den Niederlanden rund 11 Millionen (66 Prozent der Gesamtbevölkerung)
- in Dänemark rund 3 Millionen (54 Prozent)
- in Slowenien knapp eine Million (45 Prozent)
- in Kroatien rund 1,5 Millionen (33 Prozent)
- in Tschechien rund 3 Millionen (31 Prozent)
- in Schweden rund 2,5 Millionen (28 Prozent)
- in der Slowakei rund 1,5 Millionen (28 Prozent)
- in Belgien rund 2,5 Millionen (25 Prozent)
- in Polen rund 7 Millionen (19 Prozent)
- in Estland rund 0,2 Millionen (18 Prozent)
- in Finnland knapp eine Million (17 Prozent)
- in Ungarn rund 1,5 Millionen (16 Prozent)
- in Deutschland rund 6 Millionen (7 Prozent)
- in Frankreich rund 4 Millionen (7 Prozent)
- im Vereinigten Königreich rund 3,5 Millionen (6 Prozent)
- in der Türkei rund 3 Millionen (4 Prozent)
- in Italien rund 2,5 Millionen (4 Prozent)
Deutsch in internationalen Organisationen |
Europäische Union |
Deutsch ist eine von 24[99]Amtssprachen der Europäischen Union und neben Englisch und Französisch auch Arbeitssprache der Europäischen Union. Deutsch ist die meistgesprochene Muttersprache in der Europäischen Union und knapp nach Englisch und mit Abstand vor Französisch zweitmeistgesprochene Sprache (Mutter- und Fremdsprachler) der Europäischen Union. Allerdings verfügen weniger als 20 Prozent der Bediensteten der Europäischen Kommission über Deutschkenntnisse und de facto erschöpft sich der Arbeitssprach-Status für Deutsch in der Vorlage von Texten in dieser Sprache für die abschließenden Beratungen.[100]
Ab dem 30. März 2019 wird Deutsch mit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU die am meisten gesprochene Sprache in der Europäischen Union sein. Dies könnte auch zu einer größeren Bedeutung des Deutschen in den EU-Institutionen führen[101] oder gar Englisch als eine der 24 Amtssprachen der EU verschwinden lassen[102].
Vereinte Nationen |
In der UNO ist Deutsch keine Amts- respektive Arbeitssprache. Eine Sonderstellung gegenüber den anderen Nicht-Amtssprachen besteht darin, dass seit 1975 der Deutsche Übersetzungsdienst der Vereinten Nationen für wichtige offizielle Dokumente deutsche Versionen erstellt. Finanziert wird der Dienst, der in das UN-Sekretariat eingegliedert ist, von einem Treuhandfonds, den Deutschland, Liechtenstein, Österreich und die Schweiz mit Beiträgen fördern.
Die Weltorganisation für geistiges Eigentum, eine Behörde der Vereinten Nationen, verwaltet den Vertrag über die Internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens, kurz PCT genannt. Im Rahmen des PCT ist Deutsch, neben Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Japanisch, Koreanisch, Portugiesisch, Russisch und Spanisch, eine der Sprachen, in der Patentanmeldungen eingereicht werden können.
Internationale Institutionen |
Zu den wichtigsten internationalen Institutionen (außerhalb der EU), welche Deutsch zu ihren offiziellen Sprachen zählen, gehören unter anderem:
Europäische Patentorganisation – EPO
Europäische Weltraumorganisation – ESA
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa – OSZE
Reporter ohne Grenzen – ROG
World Association of Newspapers – WAN- Zahlreiche europäische und globale Sportverbände, z. B.:
Europäische Handballföderation – EHF
Fédération Internationale de Basketball – FIBA
Fédération Internationale de Bobsleigh et de Tobogganing – FIBT
Fédération Internationale de Football Association – FIFA
Fédération Internationale de Gymnastique – FIG
Fédération Internationale de Luge de Course – FIL
Fédération Internationale de Ski – FIS
Internationale Biathlon-Union – IBU
Union of European Football Associations – UEFA
Sprachstruktur |
Aussprache |
Alphabet |
Das deutsche Alphabet ist diejenige Variante des lateinischen Alphabets, die zur Schreibung der deutschen Sprache verwendet wird. Im heutigen standardisierten Gebrauch umfasst es die 26 Grundbuchstaben des lateinischen Alphabets zuzüglich der drei Umlaute (Ä, Ö, Ü). In Deutschland, Österreich und Luxemburg sowie den deutschsprachigen Minderheiten in Belgien, Dänemark (Nordschleswig), Italien (Südtirol) und Polen (Oberschlesien) kommt das Eszett (ß) (auch „scharfes S“ genannt) hinzu, in der Schweiz und in Liechtenstein jedoch nicht mehr.
Rechtschreibung |
Grammatik |
Die deutsche Sprache hat im Vergleich mit anderen germanischen Sprachen ein reiches System von Wortformen (Flexion) bewahrt, in einem Ausmaß wie sonst nur das Isländische. Deutsch unterscheidet drei Genera (grammatische Geschlechter) bei Substantiven, mit denen die Formen der begleitenden Artikel und Adjektive übereinstimmen müssen, ferner an allen drei Wortarten vier Kasus und zwei Numeri (Einzahl und Mehrzahl). Ungewöhnlich ist die zusätzliche „stark/schwach“-Flexion der Adjektive, die anzeigt, welche Art von Artikel vorausgeht. Deutsch markiert Formen für Tempus, Person und Modus am Verb und nutzt Hilfsverben zum Ausdruck weiterer grammatischer Kategorien. Verben erscheinen mit einem reichen System an Präfixen, Partikeln und anderen Elementen, die zusammengesetzte Verben ergeben. Typisch für das Deutsche ist auch eine hohe Anzahl von Präpositionen und ein reiches Inventar an Abtönungspartikeln (halt, eben, eh).
Erbwörter, Lehnwörter und Fremdwörter |
Erbwörter sind diejenigen Lexeme, die seit der Zeit des Protogermanischen ununterbrochen Teil des Wortschatzes derjenigen germanischen Varietäten gewesen sind, aus denen sich das heutige Deutsche entwickelt hat. Einen großen Teil dieser Wörter hatte das Protogermanische seinerseits aus dem Protoindogermanischen/Protoindoeuropäischen ererbt.
Zu den Erbwörtern gehören Wörter wie zwei, Zaun, hundert, Liebe, Zahn oder Vieh. Lehn- und Fremdwörter entstammen nicht dem germanischen Grundstock, sondern sind in die deutsche Sprache gelangt. Die meisten dieser Worte stammen aus anderen indogermanischen/indoeuropäischen Sprachen. Dabei sind Fremdwörter im Gegensatz zu Lehnwörtern an der Betonung, der Schreibweise oder der Aussprache als fremd erkennbar. Beispiele für Lehnwörter aus dem Lateinischen sind Fenster, Wein, Straße, Ziegel oder Rettich, während Pfaffe, Kirche, Graf, Meter und Thron altgriechischen Ursprungs sind. Einige Lehnwörter hat das Deutsche aus dem Hebräischen übernommen, wie z. B. dufte (aus טוֹב, gut) oder Pleite (aus פלטה, Flucht).
Fremdwörter altgriechischer Herkunft sind Biologie, Theologie, Mathematik, Apotheke, Arktis, Historie, Chronometer, Demokratie oder Arithmetik. Fremdwörter italienischer Herkunft sind beispielsweise Bilanz und Melone; aus dem Französischen stammen Garderobe, Toilette und Pissoir.
Die allermeisten Lehn- und Fremdwörter in der deutschen Sprache sind ihrerseits indogermanischen Ursprungs. So gehen Bruch und Fraktur auf ein und dasselbe indogermanische Wort zurück. Während Bruch ein germanisches Erbwort ist, entstammt Fraktur (oder Fraktion sowie Fragment) dem Lateinischen. Ähnlich verhält es sich mit dem Erbwort Joch und dem indischen Fremdwort Yoga.
Bewertungsfragen |
Deutsch als Amtssprache |
Englisch ist keine offizielle Amtssprache in Deutschland. Im Dezember 2014 forderte der Europapolitiker Alexander Graf Lambsdorff, neben Deutsch die englische Sprache als Verwaltungs- und später als Amtssprache zuzulassen, um die Bedingungen für qualifizierte Zuwanderer zu verbessern, den Fachkräftemangel abzuwenden und Investitionen[103] zu erleichtern. In mehreren Städten und Bundesländern gibt es bereits Angebote in englischer Sprache, teils wurde sie auch zur offiziellen Verwaltungssprache erhoben, im Jahr 2015 etwa in Düsseldorf.[104] Die Zugänglichkeit für z. B. Expats und internationale Wissenschaftler auf dem deutschen Arbeitsmarkt soll damit erhöht werden; diese Arbeitskräfte haben meist hohe Einkommen und würden sich eher entscheiden, in Deutschland zu bleiben, wenn sie die Behörden besser verstehen und nutzen können, um später die deutsche Sprache zu erlernen.[105]
Einer repräsentativen YouGov-Umfrage zufolge würden es 59 Prozent der Deutschen begrüßen, wenn die englische Sprache in der gesamten Europäischen Union den Status einer Amtssprache erlangen würde.[106]
Im Zusammenhang mit der Forderung, Deutschland müsse eine bessere Willkommens- und Anerkennungskultur entwickeln, wird Kritik daran geübt, dass nach deutschem Recht ein Arbeitgeber von einem ausländischen Arbeitnehmer verlangen kann, dass dieser seine Arbeitsleistung in deutscher Sprache erbringt und nach auf Deutsch abgefassten Arbeitsanweisungen arbeitet.[107][108]
Vermeidung der deutschen Sprache |
Im Zuge der Globalisierung besteht ein Trend darin, die Verwendung der deutschen Sprache im deutschen Sprachraum zu vermeiden. Dies trifft nicht nur auf Formen der mündlichen oder schriftlichen Kommunikation zu, bei denen einer der Beteiligten die deutsche Sprache nicht (hinreichend) beherrscht bzw. bei denen das von vornherein vermutet wird, sondern auch auf Situationen, in denen der Adressat der Kommunikation des Deutschen mächtig ist. Das trifft auf genormte Situationen wie den Funkverkehr in der Luftfahrt zu, aber auch auf weite Bereiche der Kulturwirtschaft. Lange Zeit war es z. B. in Deutschland verpönt, Lieder, die nicht den Genres Schlager oder Volksmusik angehören sollten, auf Deutsch zu singen.
Einen Sonderfall stellen Opfer des Nationalsozialismus dar, die sich weigern, Deutsch zu sprechen oder zu schreiben, selbst wenn sie diese Sprache in ihrer Kindheit oder Jugend erlernt haben. Deutsch sei eine Sprache, die lange Zeit eher „gebellt“ als gesprochen worden sei. „Ganz Europa hat das deutsche Gebell gehört, es hat sich tief in das Gedächtnis der Völker eingegraben.“, meint Jürgen Trabant.[109]
„Schutz“ der deutschen Sprache |
Eine aktive Sprachpolitik, wie sie unter anderem in Frankreich und Island betrieben wird, um eine Anreicherung der Sprache mit Anglizismen zu unterbinden, findet in Deutschland seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr statt. Gleichwohl gibt es auch heute noch im deutschen Sprachraum Sprachpfleger, die sich bemühen, die deutsche Sprache vor „Sprachpanschern“ zu schützen. So wurde Günther Oettinger, seinerzeit Ministerpräsident von Baden-Württemberg, 2006 für seine Äußerung „ausgezeichnet“: „Englisch wird die Arbeitssprache. Deutsch bleibt die Sprache der Familie und der Freizeit, die Sprache, in der man Privates liest.“
Sprachbeispiel |
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte:
- „Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“
Textsammlungen |
Beim Projekt Gutenberg-DE gibt es Texte von über 1000 Autoren. Wikisource enthält mehr als 9300 deutschsprachige Werke.
Siehe auch |
- Burschensprache
- Deutscher Sprachatlas
- Documenta linguistica
- Liste der häufigsten Wörter der deutschen Sprache
- Liste deutscher Sprachvereine
- Liste deutscher Wörter in anderen Sprachen
- Verdeutschung
- Wissenschaftssprache
Literatur |
- Wörterbücher
- Liste bedeutender Wörterbücher
- Zum deutschen Wortschatz (Erb-, Lehn- und Fremdwörter)
- Harald Wiese: Eine Zeitreise zu den Ursprüngen unserer Sprache. Wie die Indogermanistik unsere Wörter erklärt. Zweite Auflage. Logos Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-8325-1601-7.
- Zur Geschichte
Ulrich Ammon: Die Stellung der deutschen Sprache in der Welt. De Gruyter, Berlin und New York 2015, ISBN 978-3-11-019298-8.
Jochen A. Bär: Die Zukunft der deutschen Sprache. In: Ekkehard Felder (Hg.): Sprache (Heidelberger Jahrbücher, Bd. 53). Springer, Berlin und Heidelberg 2009, e-ISBN 978-3-642-00342-4, S. 59–106.- Wolfgang Krischke: Was heißt hier Deutsch? Kleine Geschichte der deutschen Sprache. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59243-0 (allgemeinverständliche Darstellung).
- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band I: Einführung, Grundbegriffe, 14. bis 16. Jahrhundert. Zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin und New York 2000, ISBN 3-11-012458-0.
- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band II: 17. und 18. Jahrhundert. Zweite Auflage. De Gruyter, Berlin und New York 2013, ISBN 978-3-11-031454-0.
- Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band III: 19. und 20. Jahrhundert. De Gruyter, Berlin und New York 1999, ISBN 3-11-016426-4.
- Peter von Polenz: Geschichte der deutschen Sprache. Zehnte, völlig neu bearbeitete Auflage. De Gruyter, Berlin und New York 2009, ISBN 978-3-11-017507-3.
- Zur Sprachentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik
- Theodor Constantin: Plaste und Elaste: ein deutsch-deutsches Wörterbuch. Mit Zeichnungen von Titus. Edition Jule Hammer, Haude & Spener, Berlin 1983, ISBN 3-7759-0249-X.
- Zu Sprachkontakten der deutschen Sprache
- Johannes Bechert, Wolfgang Wildgen: Einführung in die Sprachkontaktforschung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1991, ISBN 3-534-03266-7.
Csaba Földes: Kontaktdeutsch. Zur Theorie eines Varietätentyps unter transkulturellen Bedingungen von Mehrsprachigkeit. Gunter Narr, Tübingen 2005, ISBN 3-8233-6160-0.- Claudia Maria Riehl: Sprachkontaktforschung. Narr, Tübingen 2004, ISBN 3-8233-6013-2.
Uriel Weinreich: Languages in contact. French, German and Romansh in twentieth-century Switzerland. Benjamins, Amsterdam 2011, ISBN 978-90-272-1187-3.
Weblinks |
Commons: Deutsche Sprache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Deutsche Sprache – Zitate
Wikiversity: Fachbereich Germanistik – Kursmaterialien, Forschungsprojekte und wissenschaftlicher Austausch
Wikinews: Deutsche Sprache – in den Nachrichten
Wiktionary: Deutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Duden online
- Atlas zur deutschen Alltagssprache
Eintrag zur deutschen Sprache (PDF; 146 kB) in der Enzyklopädie des Europäischen Ostens
Deutsches Wörterbuch – online (Jacob und Wilhelm Grimm)
Wortschatzlexikon der Universität Leipzig
Einzelnachweise |
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↑ LEI 14.061 – Declara Integrante Do Patrimônio Histórico E Cultural Do Estado Do Rio Grande Do Sul A “Língua Hunsrik”, De Origem Germânica
↑ LEI Nº 14.061, de 23 de julho de 2012 – Declara integrante do patrimônio histórico e cultural do estado do Rio Grande do Sul a língua hunsrik, de origem germânica
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↑ abcde Eintrag „deutsch“ beim Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (nach Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch).
↑ Vgl. Hans K. Schulze: Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen. Merowinger und Karolinger. 1998, S. 12.
↑ Werner Betz: Karl der Grosse und die Lingua Theodisca. In: Wolfgang Braunfels (Hrsg.): Karl der Grosse. Lebenswerk und Nachleben. Band II: Das Geistige Leben. Düsseldorf 1965, S. 305: „Das Bleibendste aber wohl, was Karl für die deutsche Sprache getan hat, ist die Durchsetzung eben dieses Namens ‚deutsch‘ und die Ermöglichung seiner Prägung. Karl brauchte einen Namen für die germanischen Sprachen seines Reiches, so wie es für die romanischen Sprachen die Bezeichnung lingua Romana (rustica) gab.“
↑ Real Academia Española
↑ Ivan G. Marcus: Ashkenaz. In: YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe. 9. Juli 2010, abgerufen am 23. April 2013 (englisch).
↑ In der ersten Ausgabe von Karl Bernhardis Sprachkarte von Deutschland von 1844, deren Inhalt vergleichbar ist, wurde die deutsche Sprache hingegen in Übereinstimmung mit dem Sprachgebrauch Jacob Grimms (vgl. zu diesem Ulrike Kloss, op. cit., S. 18 ff.) als Bezeichnung für die germanischen Sprachen insgesamt verwendet und in den hochdeutschen Sprachstamm, den niederdeutschen Sprachstamm und den nordischen Sprachstamm unterschieden. In Heinrich Kieperts Völker[-] und Sprachen-Karte von Deutschland und den Nachbarländern von 1872 wurden Völker statt Sprachen abgebildet und die Deutschen in oberdeutsche, mitteldeutsche und niederdeutsche Stämme unterteilt, parallel dazu wurde jedoch das Gebiet mit nur hochdeutscher Schriftsprache von dem des zu den niederdeutschen Stämmen gezählten flämisch-holländischen [Stammes] mit Dialect-Schriftsprache auch farblich abgesetzt. (Vgl. The Maps of Heinrich Kiepert, Ethnology, Germany, 1872). Heinrich Kieperts ältere Nationalitäts-Karte von Deutschland von 1848 ist bei Morgane Labbé: Die Grenzen der deutschen Nation. Raum der Karte, Statistik, Erzählung. In: Die Grenze als Raum, Erfahrung und Konstruktion: Deutschland, Frankreich und Polen vom 17. bis 20. Jahrhundert. Hg. von Etienne François u. a., Campus, Frankfurt am Main u. a. 2007, S. 293–320, zwar im Anhang nach S. 320 auch mit abgedruckt, aber zu undeutlich, als dass die Beschriftung lesbar wäre. In der hier abgebildeten Karte von 1880 sind nur noch die Staatennamen Niederlande und Belgien und ein kleinerer Schriftzug Vlämingen im Norden Belgiens vorhanden, jeder Hinweis auf eine sprachliche Eigenständigkeit dieser Gebiete wurde getilgt.
↑ Fausto Cercignani: The Consonants of German: Synchrony and Diachrony. Cisalpino, Milano 1979.
↑ Wörterverzeichnis der deutschen Rechtschreibung mit Beigabe des amtlichen Regelbuchs. Nach den amtlich festgestellten Grundsätzen verfaßt von Dr. G. Ammon, Kgl. Gymnasialprofessor, unter Mitwirkung von Oberstudienrat Dr. N. Wecklein, Kgl. Gymnasialrektor. R. Oldenbourg, München 1903.
↑ Deutsche sprechen schlecht Englisch. In: Die Zeit. 18. Juni 2013.
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↑ Jan Goossens: Niederdeutsche Sprache – Versuch einer Definition. In: Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch, Sprache und Literatur. Eine Einführung. 2. Auflage. Wachholtz, Neumünster 1983, S. 13–15.
↑ O. Lustig, selbst Überlebender, hat 1982 eine Sammlung solcher Begriffe veröffentlicht.
Oliver Lustig: Camp Dictionary, online-Version (2005, Concentration Camp Dictionary, 1982; mehrsprachig: ungar., de, eng., portug. und Italienisch. Bei isurvived.org).
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↑ Vgl. Wolf Oschlies: Sprache in nationalsozialistischen Konzentrationslager. Theorie und Empirie der „Lagerszpracha“. Auf: shoa.de, abgerufen am 28. Mai 2015.
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↑ Internetseite von „L’Alsace“ zur deutschsprachigen Beilage der beiden größten elsässischen Zeitungen
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↑ Englisch muss unsere Verwaltungssprache werden. In: Die Welt. Kommentar von Alexander Graf Lambsdorff, 15. Dezember 2014.
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↑ Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 28. Januar 2012 – 2 AZR 764/08.
↑ Jürgen Trabant: Die gebellte Sprache: Über das Deutsche (PDF), bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
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