Internationale Astronomische Union
Die Internationale Astronomische Union (IAU; französisch Union astronomique internationale, UAI) ist eine 1919 in Brüssel gegründete weltweite Vereinigung von Astronomen mit Sitz in Paris. Ihr Ziel ist die Förderung der Astronomie und ihrer Forschung durch internationale Zusammenarbeit. Sie ist neben anderen ähnlichen Organisationen für andere Wissenschaftszweige ein Mitglied des Internationalen Wissenschaftsrats, der seinen Sitz ebenfalls in Paris hat. Mit dem Stand von November 2008 hat die IAU 9623 Einzelmitglieder aus weltweit 86 Ländern sowie 65 nationale Mitglieder, das heißt, astronomische Gesellschaften und Akademien.
Die deutschen Astronomen und astronomischen Vereinigungen werden in der IAU vom Rat Deutscher Sternwarten vertreten.
Inhaltsverzeichnis
1 Organisatorisches
2 Historisches
3 Siehe auch
4 Literatur
5 Weblinks
6 Einzelnachweise
Organisatorisches |
Die nichtstaatliche Organisation richtet seit 1922 in abwechselnden Ländern alle drei Jahre eine Generalversammlung aus. Ausnahmen bilden die Weltkriegsjahre, sowie das Jahr 1973, in dem kurz nach der regulären in Sydney eine zusätzliche, außerplanmäßige Generalversammlung in Warschau abgehalten wurde, auf polnisches Verlangen anlässlich des bevorstehenden 500. Geburtstags von Nicolaus Copernicus. Der Zusatztermin wurde ab 1967 vom deutschen Präsidenten der IAU, Otto Heckmann, unter dem Eindruck deutscher Kriegstaten im besetzten Polen gegen den Widerstand vieler Astronomen durchgesetzt.[1]
Auf der Generalversammlung werden neue astronomische Entdeckungen diskutiert und nötige Kooperationen und Standardisierungen behandelt. So werden Fragen der Nomenklatur geklärt, wie die Namensgebung von Sternen, Planeten, Planetoiden und anderen Himmelskörpern sowie von Oberflächenmerkmalen, wie zum Beispiel von Bergen und Kratern.
Nr. | Name der Kommission |
---|---|
4 | Ephemeriden |
5 | Dokumentation und astronomische Daten |
6 | Astronomische Telegramme |
7 | Himmelsmechanik und dynamische Astronomie |
8 | Astrometrie |
9 | Astronomische Techniken und Instrumente |
10 | Sonnenaktivität |
12 | Strahlung und Aufbau der Sonnenatmosphäre |
14 | Atom- und Moleküldaten |
15 | Physikalisches Studium der Kometen und kleinen Planeten |
16 | Physikalisches Studium der Planeten und Satelliten |
19 | Erdrotation |
20 | Positionen und Bewegungen kleiner Planeten, Kometen und Satelliten |
21 | Nachthimmelslicht |
22 | Meteore, Meteoriten und interplanetarer Staub |
25 | Sternfotometrie und -polarimetrie |
26 | Doppel- und Mehrfachsterne |
27 | Veränderliche Sterne |
28 | Galaxien |
29 | Sternspektren |
30 | Radialgeschwindigkeit |
31 | Zeit |
33 | Aufbau und Dynamik des galaktischen Systems |
34 | Interstellare Materie |
35 | Sternaufbau |
36 | Theorie der Sternatmosphären |
37 | Sternhaufen und Assoziationen |
40 | Radioastronomie |
41 | Geschichte der Astronomie |
42 | Enge Doppelsterne |
44 | Weltraum und Hochenergieastrophysik |
45 | Sternklassifikation |
46 | Astronomieausbildung |
47 | Kosmologie |
49 | Interplanetares Plasma und Heliosphäre |
50 | Schutz der existierenden und potentiellen Sternwartenstandorte |
51 | Bioastronomie: Suche nach außerirdischem Leben |
Etwa 37 Kommissionen der IAU sind für verschiedene Sachgebiete und für die Planung und Durchführung von Forschungsprogrammen auf übernationaler Ebene zuständig. Daneben gibt es auch noch verschiedene Arbeitsgruppen, wie die für die Nomenklatur des Planetensystems (WGPSN: Working Group for Planetary System Nomenclature).
Die IAU trägt die Schirmherrschaft über zahlreiche internationale astronomische Tagungen wie speziellen Symposien und Kolloquien sowie über das Kleinplaneten-Zentrum und das Zentralbüro für astronomische Telegramme am Smithsonian Astrophysical Observatory in Cambridge (Massachusetts), das den zentralen Nachrichtendienst wahrnimmt. Darüber hinaus fördert die IAU auch die Astronomie in Entwicklungsländern.
Historisches |
Als Ur-Organisation der IAU kann die Kommission des Projektes Carte du Ciel betrachtet werden, die ihr Interesse an der Vermessung von Sternpositionen ab 1887 auf andere Gebiete der Astronomie ausdehnte.
Jahr und Ort der Generalversammlungen | ||
---|---|---|
30. | 2018 | Wien, Österreich |
29. | 2015 | Honolulu, USA |
28. | 2012 | Peking, Volksrepublik China |
27. | 2009 | Rio de Janeiro, Brasilien |
26. | 2006 | Prag, Tschechien |
25. | 2003 | Sydney, Australien |
24. | 2000 | Manchester, England |
23. | 1997 | Kyōto, Japan |
22. | 1994 | Den Haag, Niederlande |
21. | 1991 | Buenos Aires, Argentinien |
20. | 1988 | Baltimore, USA |
19. | 1985 | Neu-Delhi, Indien |
18. | 1982 | Patras, Griechenland |
17. | 1979 | Montreal, Kanada |
16. | 1976 | Grenoble, Frankreich |
15. | 1973 | Sydney, Australien |
14. | 1970 | Brighton, England |
13. | 1967 | Prag, Tschechoslowakei |
12. | 1964 | Hamburg, Deutschland |
11. | 1961 | Berkeley, USA |
10. | 1958 | Moskau, Sowjetunion |
9. | 1955 | Dublin, Irland |
8. | 1952 | Rom, Italien |
7. | 1948 | Zürich, Schweiz |
6. | 1938 | Stockholm, Schweden |
5. | 1935 | Paris, Frankreich |
4. | 1932 | Cambridge, USA |
3. | 1928 | Leiden, Niederlande |
2. | 1925 | Cambridge, England |
1. | 1922 | Rom, Italien |
1922 in Rom legte die IAU die heutige Anzahl von 88 Sternbildern fest. 1925 im englischen Cambridge erhielt der belgische Astronom Eugène Delporte von ihr den Auftrag, die genauen Grenzen der Sternbilder zu ziehen. 1928 in Leiden wurden diese Grenzen von ihr genehmigt.
Auf der Generalversammlung des Jahres 2006 in Prag erregte die Neudefinition der Planeten des Sonnensystems besonders große öffentliche Aufmerksamkeit;
sie führte dazu, dass Pluto nicht mehr als Planet betrachtet wird.
Die 30. IAU Generalversammlung fand vom 20. bis 31. August 2018 in Wien (Österreich) statt. Veranstalter war die Wiener Universitätssternwarte. In den zwei Wochen dieser Tagung, zu der rund 3000 Teilnehmer kamen, fanden parallel 7 große Symposien und 15 kleinere Tagungen (Focus Meetings) statt. Zusätzlich gab es Treffen der 9 Abteilungen (Divisions) der IAU.[2]
Siehe auch |
- Sternbenennung
Internationale Astronomie-Olympiade, seit 1996 alle ~2 Jahre
Literatur |
- Rolf Sauermost (Hrsg.): Lexikon der Astronomie. In 2 Bänden. Herder, Freiburg 1989 f., ISBN 3-451-21632-9
Helmut Zimmermann und Alfred Weigert: ABC-Lexikon Astronomie. 8. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1995, ISBN 3-86025-688-2.- Jacqueline Mitton: Astronomie von A bis Z. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1995. ISBN 3-440-07007-7
- Walter S. Adams: The History of the International Astronomical Union. In: Publications of the Astronomical Society of the Pacific, Band 61, 1949, S. 5–12, bibcode:1949PASP...61....5A
Weblinks |
Commons: Internationale Astronomische Union – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Offizielle Website (englisch)
Einzelnachweise |
↑ iau.org (PDF)
↑ XXXth General Assembly of the International Astronomical Union astronomy2018.univie.ac.at, abgerufen am 19. Februar 2018